Seit am 29. M�rz israelische Panzer in die St�dte im
Westjordanland einzogen, sind zahllose Zivilisten ums Leben
gekommen. Pal�stinensische Wortf�hrer lassen keine Gelegenheit
aus, kontinuierlich drei W�rter zu wiederholen:
"Genozid", "Kriegsverbrechen",
"Blutbad". Sie wollen der Welt mitteilen, Israel t�te
mit Vorsatz massenweise pal�stinensische B�rger. Israelische
Wortf�hrer sagen, dass sie gegen pal�stinensische Terroristen
k�mpfen, die mit Vorsatz j�dische B�rger t�ten, und dass bei
diesem Kampf unbeabsichtigt pal�stinensische B�rger getroffen
werden.
Im kollektiven Ged�chtnis der �ffentlichen Meinung
verschwinden die Tatsachen mit rasender Geschwindigkeit. In den
letzten Tagen ist die Ursache der massiven Anwesenheit
israelischer Soldaten in den St�dten des Westjordanlandes kaum
mehr erw�hnt worden. Es scheint mir sinnvoll, Folgendes in
Erinnerung zu rufen: Israelische Panzer stehen in Ramallah und
Hebron, weil am 27. M�rz dieses Jahres in Netanja ein Anschlag
ver�bt worden ist. Im Park Hotel sprengte ein Mann aus dem
pal�stinensischen Dorf Tulkarem sich selbst und 26 Juden in die
Luft. Diese Juden waren zusammengekommen, um miteinander Pessach
zu feiern, den wichtigsten Abend in der j�dischen Tradition.
Folgendes geschieht an einem Seder-Abend: W�hrend alle
feierlich zuschauen - festlich gekleidet, in Erwartung einer
geselligen Mahlzeit mit Essen und Trinken, mit Gesang, mit
l�stigen Kindern und betrunkenen Onkeln -, stellt der j�ngste
anwesende Knabe die Frage, warum dieser Abend anders ist als
alle anderen Abende. Die Frage ist die Einleitung zu der
Geschichte, die dann erz�hlt wird: der Auszug der Juden aus
�gypten, wo sie Sklaven waren, unter der F�hrung von Moses.
Es ist so gut wie sicher, dass es nie einen historischen
Moses gegeben hat (so wie man Fragezeichen hinter die
Anwesenheit j�discher Sklaven in �gypten setzen kann), aber
die Bedeutung der Geschichte �bersteigt ihre zweifelhafte
historische Wahrheit. Die Tafeln mit den Zehn Geboten stellen
f�r die Juden eine Revolution in der Geschichte der Ethik dar.
Zugleich legitimiert die Moses-Legende die Eroberung des
Gelobten Landes durch die Juden, ein typischer Mythos, der den
�bergang von einer nomadischen Existenz in ein sesshaftes
Dasein kennzeichnet. Am Seder-Abend wird ein Versprechen Gottes
so ausf�hrlich wie m�glich erkl�rt: Die Erde ist den Menschen
von Gott versprochen, sie m�ssen auf ihr Sklaverei,
Aberglauben, Armut und Ungerechtigkeit bek�mpfen. Dies wird am
Sederabend bekannt, von fast allen j�dischen Familien in der
Welt, ob gl�ubig oder ungl�ubig, denn die Geschichte dr�ckt
universelle Werte aus.
Der Selbstm�rder, der am Seder-Abend das Park Hotel von
Netanja betrat, um m�glichst viele Juden zu vernichten, hat
damit auch einen Anschlag auf diese Werte begangen. Seine Tat
dr�ckt Verachtung aus, nicht nur f�r sein eigenes Leben und
das Leben der Menschen, die er in den Tod jagte, sondern auch
Verachtung der j�dischen Kultur, der W�rde und Wahrheit des
Lebens. Seine Tat war keine �u�erung des Widerstands gegen die
israelische Besetzung seines Dorfes, sondern es war eine Tat,
die von jedem Juden der Welt nur auf eine Art verstanden werden
konnte: als Botschaft, dass im Nahen Osten Juden niemals
geduldet w�rden. Sein Anschlag war eine Kriegserkl�rung.
Israel hatte keine andere Wahl, als gegen die
pal�stinensischen St�dte vorzugehen, die Menschen wie den
Selbstm�rder von Netanja hervorbringen. Keine einzige
Regierung, ob links oder rechts, h�tte die Periode der
Selbstbeherrschung, die dem vorausgegangen war, fortsetzen
k�nnen. Der j�dische Staat war eine Reaktion auf europ�ischen
Antisemitismus und die Ermordung der Juden in Europa, und w�rde
dieser Staat nicht mit Gewalt auf einen derartigen, von
Judenhass getriebenen Mordanschlag reagieren, w�rde er seine
eigenen Grundlagen verleugnen. Israel beantwortete daher die
Kriegserkl�rung mit einem Krieg.
Im Meer der Diktaturen
Israel ist eine Demokratie nach westlichem Muster in einem
Meer von arabisch-islamischen Diktaturen. Trotzdem beruht das
besondere Band zwischen dem Westen und Israel nur zum Teil auf
gemeinsamen Merkmalen. Europ�ische L�nder sind nicht
w�hlerisch und unterhalten manchmal auch gute Beziehungen zu
Diktaturen, wenn es etwas zu verdienen gibt; und es ist klar,
dass auf Dauer die arabische Welt wichtiger f�r Europa ist als
Israel: �l, Erdgas und unerbittliche geopolitische und
demografische Entwicklungen werden Israels Rolle in der Zukunft
des Nahen Ostens zu einem unbedeutenden Ph�nomen reduzieren.
Die besonderen europ�ischen Beziehungen zu Israel werden ja
auch nicht von ideellen oder wirtschaftlichen Interessen
getragen, sondern von der Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg.
Die j�dischen Pioniere, die ihre Siedlungen buchst�blich
der W�ste und den S�mpfen abgerungen hatten, machten sich
keine Illusionen �ber das alte Europa, das sie verlassen
hatten. Sie waren davon �berzeugt, dass der jahrhundertealten
Geschichte der europ�ischen Judenverfolgung auch im kommenden
20. Jahrhundert neue Kapitel hinzugef�gt werden w�rden, und
ihr Misstrauen bewahrheitete sich nicht viel sp�ter. Doch
zugleich blieben die Gr�nder Israels Europ�er; mit
europ�ischen Gewohnheiten, Moden, ideologischen Besessenheiten,
Paradoxien. Sie wollten eine moderne Demokratie gr�nden, aber
in ihr auch ihren religi�s-ethnischen Hintergrund verankern,
f�r den ihre Vorfahren ermordet worden waren und den sie trotz
ihrer atheistischen Lebensf�hrung sch�tzten.
Ihre Ankunft f�hrte sofort zu gewaltt�tigen
Zusammenst��en. Es war klar, dass die Flucht der europ�ischen
Juden in das britische Mandatsgebiet Pal�stina auf ernsthaften
Widerstand der eingesessenen Bev�lkerung stie�. Es war aber
auch klar - und die Folgen des Zweiten Weltkriegs nahmen daran
jeden Zweifel -, dass die Juden in Europa keine Zukunft hatten.
Bis zum heutigen Tag ist ihr Misstrauen gegen�ber Europa gro�;
genau genommen gegen�ber der gesamten nichtj�dischen Welt.
Nach der Schoah und vier Kriegen mit seinen diktatorischen
arabischen Nachbarn vertrauen die Israelis nur mehr dem eigenen
Instinkt und der eigenen Kraft. Sie begreifen, dass sie, dem
Zufall sei Dank, durch die feinen Maschen des Netzes der
Geschichte geschl�pft sind, und dieses Wunder des Zufalls hat
eine spezifische Mentalit�t hervorgebracht, die f�r Illusionen
�ber den Rest der Welt keinen Raum l�sst: Die Bedrohung ist
konstant, der Untergang lauert hinter jeder Ecke.
Mit einer Hassliebe zu dem Kontinent, den sie verlassen
hatten, kamen die Juden nach Pal�stina, und die eingesessenen
Araber sahen mit scheelen Blicken zu, wie sie Land kauften, nach
ihren eigenen Normen und Werten lebten, ohne lokale Traditionen
zu respektieren, Materialismus und andere europ�ische
Besonderheiten einf�hrten und die Araber als zweitrangig
behandelten. Ihre Anwesenheit war umso schwerer ertr�glich, als
die islamische Tradition die Juden ihrerseits als zweitrangige
Menschen betrachtet, als feige Verr�ter Mohammeds.
Das europ�ische Schuldgef�hl gegen�ber den Juden
artikulierte sich, als sich die internationale Gemeinschaft am
29. November 1947 �ber die Resolution 181 beugte, und wegen
dieses Schuldgef�hls ist der Umgang zwischen Israel und den
westeurop�ischen L�ndern verkrampft geblieben. Die Israelis
waren selten zur�ckhaltend im Ausspielen der
A(ntisemitischen)-Karte, und das f�hrte vor Jahren schon zu dem
Vorwurf, dass sie ein bisschen zu heftig auf das europ�ische
moralische Gewissen dr�ckten, wenn Israel um wirtschaftliche
oder milit�rische Unterst�tzung nachsuchte.
Doch seit dem Libanonkrieg von 1982 hat sich das europ�ische
Schuldgef�hl abgenutzt. Die Rolle Scharons, der den Feldzug
geleitet hatte, wird zurzeit von der belgischen Justiz
untersucht, und die �ffentliche Meinung neigt dazu, die Schuld
f�r die Massaker in Sabra und Schatila zunehmend Israel
zuzuweisen. Auch in diesem Fall ist das kollektive Ged�chtnis
des Publikums kurz. Der libanesische B�rgerkrieg war schon seit
Jahren im Gang, bevor Israel eingriff. Sein Beginn lag in
gewissem Sinn in Jordanien, wo K�nig Hussein im September 1970
viele tausend Pal�stinenser abschlachten lie�, die seine
Monarchie und den Staat bedrohten. Er vertrieb Arafat und seine
Getreuen in den Libanon, wo die PLO und andere pal�stinensische
Kampfgruppen in wenigen Jahren pers�nliche Kolonialgebiete
aufbauten. Dadurch begannen sich in der labilen libanesischen
Gesellschaft die Gewichte zu verschieben; ein B�rgerkrieg brach
aus. In dieses Chaos zog die israelische Armee ein. Kein
einziger israelischer Soldat hat an den Massakern von Sabra und
Schatila teilgenommen, ebenso wenig gab es einen israelischen
Befehl f�r diese Morde, aber weil der israelische
Verteidigungsminister - Scharon - von den Absichten der
christlichen (!) Milizen h�tte wissen m�ssen (und vermutlich
davon wusste), wird er nun von der �ffentlichen Meinung f�r
Sabra und Schatila pers�nlich verantwortlich gemacht. Nach
dieser Logik sind auch Kok und Voorhoeve pers�nlich f�r
Srebrenica mitverantwortlich.
Von Sabra und Schatila hat sich Israel publizistisch nicht
mehr erholt. Das Bild, das Europa vom j�dischen Staat hegte,
basierend auf der seltsamen Wiedergeburt des schwachen,
verfolgten, weisen und gel�uterten Juden, der durch harte
Arbeit die W�ste zum Bl�hen brachte, wurde ersetzt durch das
Bild arroganter Milit�rs, die ein anderes Volk unterdr�cken,
um ihr eigenes Land bis zum Jordan hin auszuweiten. Das
Massaker, das im selben Jahr im syrischen Hama stattfand und
20 000 Tote zur Folge hatte (die Toten von Sabra und
Schatila werden auf weniger als 1000 gesch�tzt), z�hlt in der
Weltmeinung nicht, weil sich dort Araber gegenseitig
abschlachteten.
Die pal�stinensische Verzweiflung
Von Underdogs wurden die israelischen Juden zu Topdogs, und
von Topdogs will die �ffentliche Meinung Europas nichts wissen.
In ihren Augen hat fast per definitionem die unterliegende
Partei Recht, eine Haltung, die schon zu den jubelnden
Reiseberichten �ber die Sowjetunion, das maoistische China
oder, im Umkehrschlu�, zur Herabsetzung der Vereinigten Staaten
gef�hrt hat. Islamistischen Extremisten gilt Israel als der
Kleine Satan, der linken europ�ischen Intelligenzija als
Amerika im Kleinen.
In dieser Atmosph�re konnten sich europ�ische
Schuldgef�hle den Juden gegen�ber verfl�chtigen. In den
vergangenen Wochen ist in den Medien oft ge�u�ert wurden: Die
Juden, die Europa die Schoah zur Last legen, sollten es besser
wissen, aber sie begehen nun selbst Verbrechen, die hinter der
Schoah nicht zur�ckstehen. Aber worin bestehen diese
Verbrechen, die manche mit den Praktiken der Nazis vergleichen?
Ein niederl�ndischer Journalist beschrieb unl�ngst die
Erniedrigungen, die er bei einer Stra�ensperre zu ertragen
hatte. Er musste auf die Toilette, aber tr�ge, gelangweilte und
zugleich Todesangst empfindende israelische Lausbuben in Uniform
lie�en die Reisenden warten, bis sie an der Reihe waren, was
viele Stunden dauerte. Das ist �rgerlich und frustrierend, aber
rechtfertigt die St�rung eines gesunden Stuhlgangs den
Terrorismus?
Die Menschen in Gaza und im Westjordanland seien verzweifelt,
wird gesagt. Das sind sie auch. Ihre Verzweiflung entsteht, so
wird seit Jahren geschrieben, aus zwei Quellen: Mangel an
Freiheit und Mangel an �konomischem Wohlstand. Gibt es Zahlen,
die etwas �ber ihre sozio�konomischen Bedingungen berichten?
Es gibt sie. Und diese Zahlen erz�hlen eine seltsame
Geschichte. Bevor die heutige Intifada ausbrach, waren die
sozio�konomischen Bedingungen eines
Durchschnittspal�stinensers in den besetzten Gebieten besser
als die eines Durchschnittsb�rgers in �gypten oder Jordanien.
1998, als noch Hoffnung auf Frieden bestand, betrug das
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf 1560 Dollar. In �gypten waren es
1290, in Jordanien 1150 Dollar. Der Durchschnittspal�stinenser
war relativ frei - beschr�nkt durch israelische Milit�rzensur
-, seine politische Meinung zu �u�ern und Parteien und
Zusammenk�nfte zu organisieren, Freiheiten, die in den
arabischen Nachbarstaaten kaum oder nicht zu finden sind.
Sozio�konomisch ging es dem Pal�stinenser unter israelischer
Besatzung also besser als einem syrischen B�rger unter der
Diktatur.
Wer die Geschichte der Zahlen erforscht, gelangt zu
verbl�ffenden Feststellungen: Vor den Osloer Vertr�gen 1993
betrug das durchschnittliche Bruttoinlandsprodukt pro Kopf im
Westjordanland 3500 und in Gaza 2800 Dollar, ein Vielfaches des
Bruttoinlandsprodukts in den umliegenden �larmen arabischen
L�ndern. Nach der R�ckkehr von Arafat im Mai 1994 und der
�bergabe der Verwaltung an die pal�stinensischen Beh�rden
ging das Bruttoinlandsprodukt stark zur�ck, durch Chaos und
Korruption und die israelische Absperrung der Gebiete nach
terroristischen Anschl�gen. Die Schlussfolgerung liegt auf der
Hand: Die Besetzung f�hrte zu einer, nach arabischen Begriffen,
�konomischen Bl�te, die, h�tte sie in �gypten stattgefunden,
gro�e weltweite Befriedigung hervorgerufen h�tte.
Eine weitere kaum bekannte Tatsache dr�ngt sich auf: Die
pal�stinensische Beh�rde Arafats hat die Kontrolle �ber 99
Prozent der pal�stinensischen Bev�lkerung. Das territoriale
Gebiet von Gaza und dem Westjordanland ist in drei Arten von
Gebieten aufgeteilt, A, B und C genannt. In A, dem Gebiet, in
dem alle gr��eren St�dte des Westjordanlandes liegen, fallen
sowohl die b�rgerliche Verwaltung als auch die Aufgaben von
Polizei und Sicherheit den pal�stinensischen Beh�rden zu. Auch
in B ist die b�rgerliche Verwaltung den pal�stinensischen
Beh�rden vorbehalten, wird aber in Sicherheitsfragen mit Israel
geteilt. In C, wo nur ein Prozent der Pal�stinenser lebt, haben
die Israelis das Sagen. Sieht man die Gesamtfl�che des Landes,
ist die Verteilung allerdings ungleichgewichtig: A und B bilden
zusammen 42 Prozent der Gesamtfl�che von Gaza und dem
Westjordanland und die C-Gebiete umfassen 58 Prozent der Fl�che
(diese hatte Barak hergeben wollen, einschlie�lich der
Herrschaft �ber Ost-Jerusalem). Es gibt also ein starkes
Ungleichgewicht zwischen der Herrschaft �ber den Boden und der
Herrschaft �ber die Bev�lkerung.
Doch dies ber�hrt die Selbstst�ndigkeit der
pal�stinensischen Selbstverwaltung nicht. Die Pal�stinenser
verf�gen �ber ein Parlament, �ber Ministerien, �ber
Beh�rden, und nur eines wird ihnen von den Israelis
vorenthalten: der unabh�ngige Staat mit eigener Armee. Aber de
facto und de jure leben die meisten Pal�stinenser schon seit
Jahren mit eigener Verwaltung, die reichlich Chancen bekam, mit
dem Aufbau einer demokratischen Gesellschaft zu beginnen. Das
hat die pal�stinensische Regierung unterlassen. Korruption und
beh�rdliches Unverm�gen haben einen klassischen Banditenstaat
mit einer Polizeimacht hervorgebracht, die Menschen kidnappt, um
sie dann gegen L�segeld freizulassen, mit standrechtlichen
Erschie�ungen, mit gebilligtem Diebstahl und der Unterschlagung
europ�ischer F�rdergelder. Es ist einzig und allein den
pal�stinensischen Beh�rden vorzuwerfen, dass es den
Pal�stinensern im Moment schlechter geht als unter der
israelischen Besatzung.
W�hrend des Sechstagekriegs im Jahr 1967 besetzte Israel
Gaza, das Westjordanland und den Sinai. Die vollst�ndige
Ablehnung des israelischen Angebots "Land gegen
Frieden" durch die arabischen L�nder bei der Konferenz von
Khartum am 1. September 1967 f�hrte zu zwei katastrophalen
Entwicklungen: der schleichenden De-facto-Annektion der Gebiete
durch Israel, angef�hrt von nationalistischen Religi�sen, die
in dem �berw�ltigenden Sieg die Hand Gottes sahen, und der
immer unerbittlicheren Ablehnung der Existenz Israels durch die
arabische Welt, die in ihrer Niederlage die Hand Satans sah.
Vor 1967 lebten die Pal�stinenser frei von israelischer
Unterdr�ckung in Gaza und dem Westjordanland, Gebieten, die von
ihren arabischen Nachbarn beherrscht wurden. Diese Nachbarn
taten alles, um ihren G�sten jede Form von Normalit�t
vorzuenthalten. W�hrend Israel Millionen j�discher
Fl�chtlinge aufnahm, weigerten sich die Nachbarn, die
Assimilierung pal�stinensischer Fl�chtlinge zuzulassen. Das
Ziel der Nachbarn war, die pal�stinensischen Fl�chtlinge als
Druckmittel f�r ihre eigenen lokalen oder regionalen Ambitionen
zu benutzen.
Die Besetzung des Westjordanlandes und Gazas durch Israel war
keine harte Besetzung. Aber eine Besetzung blieb es. Es wurde
eine Kontrolle �ber Menschen ausge�bt, die diese Kontrolle
nicht gew�hlt hatten und in ihrem relativ gro�en
wirtschaftlichen Wohlstand keinen Anlass sahen, die Besatzer zu
akzeptieren. Aber die Einschr�nkungen ihrer Freiheit wichen
nicht nennenswert von denen ihrer arabischen Br�der ab. Ihre
"Verzweiflung" stammt aus einer anderen Quelle.
Antisemitismus und Schuldgef�hl
Es l�sst sich nicht leugnen: Nach terroristischen
Anschl�gen auf Israel werden Pal�stinenser kollektiv mit
Stra�ensperren und der Zerst�rung von Geb�uden bestraft
(wobei, das kann ebenso wenig geleugnet werden, Unschuldige den
Tod finden). Aber wenn ein Geb�ude zerst�rt wird, werden die
Pal�stinenser im Voraus gewarnt. Und die Pal�stinenser
vertrauen darauf. Sie wissen, dass die Israelis nie mit gleicher
M�nze zur�ckzahlen und niemals gut besuchte Restaurants,
Caf�s oder Hotels in Hebron oder Ramallah in die Luft jagen
w�rden, sondern dass sie als westliche Demokratie immer
peinlich genau die Verantwortlichen f�r die Anschl�ge
herausfinden m�ssen und dass sie bei einem Irrtum unerbittlich
durch die eigene und die westliche Presse gestraft werden. Die
Stra�ensperren sind einer kultivierten Nation unw�rdig und die
Vergeltungsaktionen nicht immer verh�ltnism��ig - trotzdem
sind es unbedeutende Ma�nahmen, verglichen mit der Art, wie
sich Araber gegenseitig oder die arabischen Obrigkeiten ihre
Untertanen behandeln.
Die pal�stinensische Propaganda und die westeurop�ischen
Medien wollen es so darstellen, als mache sich Israel eines
Genozids schuldig. T�glich werden Berichte �ber
Massenexekutionen verbreitet. Bequemlichkeit, mangelnde Kenntnis
und die Political Correctness der Stunde geben den Journalisten
offenbar das Gef�hl, sie sollten nicht �berm��ig
differenzieren und die Bilder grausamer Panzer, die unschuldige
B�rger terrorisieren, f�r sich selbst sprechen lassen. Aber
Bilder sprechen selten f�r sich selbst. Eine Reportage der ARD
hat unl�ngst ernsthafte Zweifel �ber den Tod jenes
pal�stinensischen Jungen ge�u�ert, der am 6. Oktober 2000
durch gezielte israelische Sch�sse in den Armen seines Vaters
starb. Er wurde noch am selben Tag zum Poster-Boy des Aufstands.
Die deutsche Reportage nannte nun Indizien, nach denen der Junge
m�glicherweise nicht durch israelische, sondern durch
pal�stinensische Kugeln get�tet worden sei. Aber scheinbar
genierte sich die niederl�ndische Presse des Zweifels - es kam
zu keiner diesbez�glichen Meldung.
Die renommierte niederl�ndische Zeitung De Volkskrant
vom Samstag, dem 6. April, gibt ein Beispiel undifferenzierter
Meinungsmache. Die Zeitung druckte vier Fotos unter dem Titel
ab: "Ein Pal�stinenser wird in Ramallah bei einem
Feuergefecht von einem israelischen Heckensch�tzen
erschossen." Foto 1 zeigt, dass der Mann, der sp�ter
get�tet wurde, selbst aus einer automatischen Waffe feuert,
Foto 2 zeigt, dass er getroffen wird, Foto 3, dass er zu Boden
f�llt, und Foto 4, dass sich seine Kameraden �ber seine Leiche
beugen. Im Text wird neutral gemeldet, dass es "um einen
Pal�stinenser" geht, obwohl deutlich zu sehen ist, dass es
sich um ein bewaffnetes Mitglied der pal�stinensischen Miliz
handelt. Der Israeli aber wird nicht "ein Israeli",
sondern ein "israelischer Heckensch�tze" genannt,
also ein feiger M�rder, der sich verborgen h�lt und heimlich
seine Opfer t�tet. Der Text bietet zu den Fotos eine
Interpretation, die steuert, selektiert und t�uscht.
In der europ�ischen Berichterstattung �ber Arafats
Herrschaft und die arabische Welt klafft eine bemerkenswerte
L�cke: deren unaufh�rliche antisemitische Propaganda.
Judenhass ist ein akzeptierter, allt�glicher Bestandteil der
arabischen Medien (die �brigens von den Obrigkeiten
vollst�ndig kontrolliert werden). Neulich publizierte eine
saudische Staatszeitung in einer zweiteiligen Geschichte den
alten antisemitischen Mythos vom Gebrauch nichtj�dischen
Menschenbluts, das sich die Juden durch Mord verschafften und
zur Herstellung bestimmter Gerichte verwendeten. �ber diesen
Artikel erregte sich die amerikanische Presse, sodass die Saudis
eine vorsichtige Entschuldigung abdruckten. Eine Mehrheit der
Araber glaubt, dass Juden die Twin Towers angegriffen h�tten.
Momentan werden Juden in der arabischen Presse sogar bezichtigt,
die Anschl�ge in Netanja, Tel Aviv und Jerusalem selbst
begangen zu haben, um eine Besetzung des Westjordanlandes zu
rechtfertigen. Die arabischen Medien, allen voran al-Dschasira ,
beschreiben die Israelis als Kinder- und Frauenm�rder, als
Pl�nderer und Diener eines kosmischen B�sen, das den Islam
vernichten will.
Aber die westeurop�ischen Medien, die diese Tendenzen mit
Best�rzung beobachten sollten, schweigen dar�ber. Innerhalb
von zwei Tagen nach dem israelischen Einmarsch in Ramallah war
in den europ�ischen Medien keine Rede mehr von der
Vorgeschichte. Die Erinnerung an den Anschlag von Netanja und
dessen fatale Folgen waren verschwunden. Es gab nur noch
Ger�chte �ber das grausame milit�rische Auftreten der
Israelis. Gewiss, seit 1967 haben die Pal�stinenser in den
besetzten Gebieten unter den Israelis gelebt. Aber jeder
Vergleich mit der Schoah ist eine gef�hrliche Umkehrung aller
Werte. Ich sage: Wer das Schicksal meiner Gro�eltern oder Onkel
und Tanten mit dem Schicksal der Pal�stinenser unter den Juden
gleichstellt, ist ein Antisemit.
Die arabische Scham
Verzweiflung, entstanden aus Erniedrigung, Armut, fehlender
Freiheit und Selbstbestimmung, wird in anderen arabischen
Staaten ebenso stark empfunden wie in den besetzten Gebieten.
Trotzdem kommen dort Selbstmordanschl�ge selten oder nie vor.
Warum schickt ein Pal�stinenser sein Kind los, um sich selbst
und andere zu t�ten, und ein �gypter nicht? Der gro�e
Unterschied liegt in der Frage, was die Unterdr�ckten als
Unterdr�ckung und wen sie als Unterdr�cker erleben. Freiheit
und Wohlstand der �gypter werden bestimmt - vor allem: begrenzt
- durch eine dezidiert islamische Elite von Milit�rs und
Industriellen. F�r einen Pal�stinenser besteht diese Elite aus
Juden. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf betrug 1998 in Israel
16 180 Dollar und lag damit sogar h�her als in Spanien.
Reichtum, der den Pal�stinensern, wie sie meinen, abgenommen
worden war. Wenn die Juden ihr Land nicht mit unrechtm��igen
Mitteln eingenommen h�tten, w�ren die Pal�stinenser, wie sie
meinen sie, heute ebenso wohlhabend. In der t�glichen
Konfrontation mit dem Reichtum und der Macht der Juden liegt der
Schl�ssel zum Verst�ndnis der pal�stinensischen
"Verzweiflung". Das gewaltt�tige pal�stinensische
Verhalten ist nicht durch ein Bed�rfnis nach Freiheit zu
erkl�ren - die Freiheiten des durchschnittlichen Syrers bilden
nur einen Bruchteil der Freiheit eines Pal�stinensers unter
israelischer Besatzung in den achtziger Jahren - oder mit dem
Kampf gegen Hunger - denn in den achtziger Jahren, unter
israelischer Besatzung, hat die pal�stinensische Wirtschaft
eine Bl�te erlebt -, sondern durch etwas, das mit der Kultur,
der Religion und den arabischen Verh�ltnissen zu tun hat: mit
Scham. Scham, verursacht von einem Gef�hl der Erniedrigung
durch ein, notabene, in islamischen Augen zweitrangiges Volk,
die Juden.
Ist damit die Frage nach den Ursachen der Gewaltt�tigkeiten
befriedigend beantwortet? Nein. Es gibt noch mehr. Unl�ngst
erkl�rte Ismail Haniya, ein Hamas-F�hrer, gegen�ber der Washington
Post, sie h�tten die Schwachstelle der Israelis gefunden:
"Die Juden lieben das Leben mehr als andere Menschen, und
darum wollen sie nicht sterben(!)." Um es deutlich zu
sagen: Hamas strebt nach Vernichtung Israels, nicht nach einem
Zusammenleben eines j�dischen und eines pal�stinensischen
Staates oder nach einem demokratischen Pal�stina. Hamas strebt
nach der Einf�hrung der Scharia, der mittelalterlichen
islamischen Gesetzgebung. Seit Israels R�ckzug aus dem Libanon
im Mai 2000 - einem Moment, der in der arabischen Welt als
Niederlage der Juden gefeiert wurde - ist der Traum, Israel mit
Gewalt in die Knie zu zwingen, immer st�rker geworden. Juden
haben keine Antwort auf den Tod. Spreng sie in die Luft, und sie
bekommen Angst! Bei den Muslimen ist das anders. Der Tod im
Kampf f�r Allah ist ein heiliger Tod.
Pal�stinensischer Machtkampf
Fouad Ajami, ein im Libanon geborener Beobachter der
arabischen Welt, hat im Wall Street Journal vom 29. M�rz
versucht, die Kultur des M�rtyrertums zu ergr�nden: "Er
,der Selbstm�rder, der das Park Hotel in die Luft jagte, ist
Teil der ihn umgebenden Kultur - der Freude, mit der diese
brutalen Terrorakte begr��t werden, des Kults, der rund um die
M�rtyrer und ihre Familien entsteht." Ajami zitiert Farouk
Kaddoumi, ein Mitglied der pal�stinenischen Delegation bei der
Konferenz der Arabischen Liga in Beirut. Kaddoumi erkl�rte
dort: "Das R�ckkehrrecht der Fl�chtlinge nach Haifa und
Jaffa ist wichtiger als ein eigener Staat." Ajami spricht
von der "gro�en pal�stinensischen und arabischen
Weigerung, das Land ,Israel' bestehen zu lassen, um ihm einen
Platz unter den Nationen zu g�nnen." Auch der
Friedensvorschlag des Kronprinzen Abdallah von Saudi-Arabien
beruht auf dieser Weigerung, verpackt in den Vorschlag, die
pal�stinensischen Fl�chtlinge zwischen einer R�ckkehr in das
heutige Israel und einer finanziellen Entsch�digung w�hlen zu
lassen (was werden sie wohl w�hlen?).
Es steht nicht fest, wie viele Fl�chtlinge es gibt,
Sch�tzungen bewegen sich zwischen drei und vier Millionen
Menschen. Sie bilden die einzige Personengruppe, die seit Ende
des Zweiten Weltkriegs im Fl�chtlingsstatus verharrt. Warum?
Die arabischen Nachbarn und die internationale Gemeinschaft
haben sich konsequent geweigert, die Pal�stinenser als B�rger
aufzunehmen. Ihr Hass wird seit 1948 am Leben erhalten. Ihre
R�ckkehr nach Israel liefe auf einen B�rgerkrieg hinaus, auf
das Ende des j�dischen Staates in seiner jetzigen Existenz.
Die "gro�e pal�stinensische und arabische
Weigerung", Israel als j�dischen Staat zu akzeptieren,
bleibt die Grundlage des Konflikts. Doch ihm liegt als tieferes
Problem die katastrophale kulturelle und �konomische Stagnation
der arabisch-islamischen Welt zugrunde. Die gegenw�rtige zweite
Intifada hat wenig mit Scharons Besuch auf dem Tempelberg zu
tun. Es war eine zielgerichtete Provokation Scharons, um die
internen pal�stinensischen Spannungen zu versch�rfen, aber
damit hat die Intifada nicht begonnen. Die wirklichen Ursachen
der zweiten Intifada sind in den europ�ischen Medien kaum oder
gar nicht behandelt worden, aus Angst, Arafats Heldentum damit
zu besch�digen. Die zweite Intifada l�sst sich nicht
verstehen, wenn die innerpal�stinensischen Konflikte nicht
beschrieben werden.
In Gaza und im Westjordanland bestehen zurzeit, grob gesagt,
drei Machtbl�cke: Arafat mit seinen aus Tunis mitgekommenen
Getreuen, die eine korrupte und unf�hige wirtschaftliche und
milit�rische Elite gebildet haben, zweitens die J�ngeren,
Nationalisten, die in der ersten Intifada erfolgreich gek�mpft
haben, und drittens die Islamisten, die unvers�hnlichen,
fanatisch Gl�ubigen der Hamas und des islamischen Dschihad.
Gleich nach Arafats R�ckkehr kam es zu Spannungen zwischen
diesen Gruppen. Anschl�ge von Islamisten beendeten nacheinander
die Regierungen von Peres und Barak und brachten die
kompromisslosen Politiker des Likud, die von den Siedlern unter
Druck gesetzt werden, in die Regierung. Es waren Aktionen, die
Arafat und Israel beweisen sollten, dass sie durchaus in der
Lage waren, die Osloer Familienfeier zu st�ren; und dass sie
sich nie mit Kompromissen bez�glich des Landes und des
"Rechts auf R�ckkehr" abfinden w�rden.
Arafat hat versucht, die Islamisten und die J�ngeren zu
isolieren, aber deren Machtbasis war zu gro�: Arafat hat in
absoluten Zahlen bei den Wahlen von 1996 nicht mehr als die
H�lfte aller Stimmen bekommen. Die H�lfte der Bev�lkerung von
Gaza und vom Westjordanland zog den Weg der Gewalt vor. F�r
einen gro�en Teil der Pal�stinenser hatte Arafat schnell
seinen Kredit verspielt: Die Korruption und der Machtmissbrauch
waren so emp�rend, dass Islamisten begannen, Anschl�ge auf die
schlimmsten Profiteure und Kriminellen auszu�ben. Die
Spannungen und der Machtkampf in den besetzten Gebieten wurden
so gro�, dass Arafat nicht mehr in der Lage war, in Camp David
�ber Baraks Vorschl�ge ernsthaft zu verhandeln. Die J�ngeren
und die Islamisten standen bereit, ihn bei seiner R�ckkehr vom
Thron zu sto�en. Die zweite Intifada war ihr Aufstand, mit dem
sie der pal�stinensischen Bev�lkerung und Arafat zeigen
wollten, dass auch sie die Israelis vertreiben konnten, genau
wie die Hisbollah im S�dlibanon. Was wollen die J�ngeren, was
sich von Arafats katastrophalem Regime unterscheidet?
Der pal�stinensische Politologe Khalil Shikaki schrieb in
der Januarausgabe von Foreign Affairs �ber die
J�ngeren: "Sie wollen Transparenz,
Verantwortungsbewusstsein, eine Kampagne gegen Korruption und
eine direktere Konfrontation mit Israel. Sie haben auch zur
Gr�ndung einer Regierung der nationalen Einheit aufgerufen, der
nicht nur Vertreter aus ihren eigenen Reihen angeh�ren sollen,
sondern auch Mitglieder der Islamisten und anderer
oppositioneller Gruppierungen. ... Die junge Garde ist vehement
gegen jede Form von Waffenstillstand, der den Untergang der
nationalistischen oder islamistischen militanten Pal�stinenser
bedeuten w�rde."
Der Kampf in den Caf�s
Sie haben Arafat die Pistole auf die Brust gesetzt, und seit
Ausbruch der jetzigen Intifada hat er ihr Spiel mitspielen und
seine eigenen Sicherheitsorgane bei Terroranschl�gen in Israel
einsetzen m�ssen. Vor der internationalen Presse verurteilte er
die Anschl�ge. Hinter den Kulissen war er gezwungen, die
J�ngeren und die Islamisten zu unterst�tzen. Tats�chlich wird
der pal�stinensische Machtkampf in den Caf�s und Restaurants
von Israel ausgefochten. Shikaki zeigt drei M�glichkeiten auf,
wie dieser Kampf ausgehen k�nnte. "Wenn der
israelisch-pal�stinensische Konflikt in der Sackgasse stecken
bleibt, werden die Islamisten die Gewinner sein. Wenn Israel
sich f�r einen bedeutenden einseitigen R�ckzug oder f�r eine
Abschottung entscheidet, wird hingegen die junge Garde
profitieren. Und wenn die israelischen und pal�stinensischen
F�hrer zu einem gemeinsamen Abkommen finden, gleich ob
vorl�ufig oder von Dauer, dann wird die alte Garde noch einen
Aufschub erhalten."
Israels Auftreten kommt Arafat wie gerufen. Die Machtzentren
der Islamisten und der J�ngeren werden vernichtet, w�hrend
Arafats Prestige zunimmt und seine Fatah-Organisation vermutlich
schneller als die beiden anderen nach einem israelischen
R�ckzug bereitstehen wird. Nicht ohne Grund hat Arafat nichts
unterlassen, um Scharon zu provozieren; nur mit Hilfe seines
Todfeinds kann Arafat seine eigene Basis wieder in den Griff
bekommen.
Michael Kelly, Journalist der Washington Post,
erinnerte neulich an Arafats historische R�ckkehr am 1. Juli
1994: "Arafats Ankunft in Gaza war eine interessante
Lektion: eine absichtlich unbek�mmerte Zurschaustellung
brutaler Macht. Er kam aus dem Sinai, in einer langen Karawane
von Autos der Marken Chevrolet, Mercedes und BMW, 70 oder 80
Autos voller bewaffneter M�nner. Die Karawane schoss durch die
voll besetzten Stra�en, mit den korpulenten, in Lederjacken
steckenden, Sonnenbrillen tragenden Bodyguards, die w�hrend der
ganzen Zeit schrien und ihre Kalaschnikows abfeuerten, um das
geliebte Volk auseinander zu jagen, um Platz zu machen f�r den
geliebten F�hrer."
�ber Arafats Verwaltung schreibt Kelly, ein �brigens
heftiger Gegner Scharons: "Es gab nie die Absicht, eine
Demokratie, ,The Rule of Law', eine freie Presse, ein
funktionierendes Steuersystem, ein Rechtssystem oder
Gesundheitswesen einzuf�hren. Eine wirkliche Regierung hat es
nie gegeben. Niemand hat sich je um den Aufbau der Wirtschaft,
um die Schaffung von Arbeitspl�tzen oder auch nur um einen
M�llabfuhrdienst oder den Unterhalt von Stra�en gek�mmert. Es
gab nur Sicherheitsorgane - viele, viele - und Villen am Meer
von Arafats Kumpanen und Millionen Dollar ausl�ndischer Hilfe,
die immer wieder verschwunden zu sein schienen, und Gef�ngnisse
und Propaganda. Und in der Mitte von allem: ,Pr�sident' Arafat,
in einem Zimmer sitzend - umringt von wartenden Schmeichlern und
Krawattentr�gern und respektvollen Damen und Herren von der
Presse."
Um meine eigene Position deutlich zu machen: Ich finde, dass
die j�dischen Siedlungen heute aufgel�st werden m�ssen, dass
heute Nacht noch ein hoher Sicherheitszaun um Israel errichtet
werden soll, der anschlie�end von schwer bewaffneten
Nato-Einheiten bewacht wird (mit vielen Tausenden deutscher
Mannschaften, um der historischen Gerechtigkeit willen), und
dass die Pal�stinenser das Recht haben, morgen ihre eigene
arabische Diktatur zu gr�nden. Doch f�r diesen Staat m�ssen
sie einen Preis bezahlen: Nachdem sie seit 1948 in ihren
Fl�chtlingslagern von ihren arabischen Br�dern, unterst�tzt
von ganzen Ressorts der Vereinten Nationen, geknebelt, belogen
und betrogen wurden, ist die Aufgabe des
"R�ckkehrrechts" in das j�dische Land, so wie es bis
zu den Grenzen von 1967 bestanden hat, eine absolute Bedingung.
Israel hat viele Fehler gemacht. Die Siedlungspolitik (ein
jede Vernunft �bersteigender Traum der National-Religi�sen,
eine Form j�dischen Fanatismus, der nach 1967 entstanden ist),
die unw�rdige Behandlung von Pal�stinensern an Grenzposten,
bei Stra�ensperren und bei ihrer Arbeit in Israel, die
Mordanschl�ge auf Terroristen. Aber all das bietet keine
Erkl�rung f�r den Selbstmordterrorismus, von einer
Rechtfertigung ganz zu schweigen. Mehr als durch israelische
Fehler wurden die Jahre nach Oslo durch die
innerpal�stinensische Dynamik unter der katastrophalen
Herrschaft des R�uberhauptmanns Arafat und dem Einfluss des
islamischen Fundamentalismus vergiftet.
In den Gefechten zwischen der israelischen Armee und der
pal�stinensischen Miliz, die sich daf�r entschied, die
Konfrontation zu beginnen und die Terroristen und ihre
Organisationen und Netzwerke zu besch�tzen, sind in den
vergangenen Tagen viele Unschuldige gestorben. Nicht weil Israel
ihren Tod gewollt hatte, sondern weil die pal�stinensischen
Milizangeh�rigen vors�tzlich Unterschlupf in der eigenen
Bev�lkerung suchten. Das taten sie in der Erwartung, dass
Israel seine Feuerkraft z�geln w�rde (was Israel tats�chlich
versuchte) und dass die unvermeidlichen Zwischenf�lle von den
internationalen Medien aufgegriffen w�rden.
Ich klage an
Ich klage die europ�ischen Medien der Inkompetenz an, der
Bequemlichkeit und der Parteilichkeit in einem Befreiungskampf,
der kein Befreiungskampf ist, sondern ein Aufstand gegen eine
demokratische Gesellschaft, f�r die Israel von der arabischen
Welt sowohl beneidet als auch gehasst wird.
Ich klage die europ�ische Politik an, in Feigheit �ber die
irakische Problematik hinwegzuschauen und die gro�e
arabisch-islamische L�ge zu akzeptieren, die erkl�rt, die
israelischen Juden seien verantwortlich f�r das Elend im Nahen
Osten.
Ich klage die europ�ische Politik an, mit der Androhung
eines Wirtschaftsboykotts oder des R�ckzugs ihrer Botschafter
das korrupte, unrechtm��ige Regime Arafats zu unterst�tzen
und damit den Kreislauf der Gewalt in Gang zu halten.