Wieso
endete ein Friedensprozess, der mit solch gro�en Hoffnungen
begonnen hatte, in einer Intifada? Was geschah wirklich in Camp
David? Der fr�here israelische Au�enminister Shlomo Ben-Ami
f�hrte dort ein Tagebuch; in einer Unterhaltung mit Ari Shavit
enth�llt er zum ersten Mal, warum die st�rmischen
Verhandlungen fehlschlugen.
Er
sagt, dass er nicht traurig ist, nur sehr beunruhigt. Beunruhigt
im wahrsten Sinn des Wortes. Innerhalb von vier oder f�nf
Jahren wird es im Nahen Osten nukleare Waffen geben und es
stellt sich heraus, dass der Friedensprozess nicht das ist, was
wir dachten, dass er sei. Es stellt sich heraus, dass der
pal�stinensische Partner nicht das ist, was wir dachten, dass
er sei. Und die nationale Einheitsregierung ist gel�hmt; sie
tut nichts, sie ist nicht f�hig, etwas zu tun. Die Linke
weigert sich, sich f�r irgendeine Bestandsaufnahme zu
engagieren; die Rechte weigert sich, sich in Richtung
irgendeiner Art von L�sung zu bewegen. Und Yassir Arafat rast
mittlerweile innerhalb dieses Vakuums mit uns zur�ck in die
Mitte der 70er Jahre und Ariel Sharon in die 50er. Sogar hier in
Kfar Sava kann man nachts das Schie�en h�ren. Jede Nacht kann
man beinahe die ganze Zeit das Schie�en aus der Ferne h�ren.
Shlomo
Ben-Ami ist auch nicht besonders gl�cklich. In Jerusalem hat
gerade der fr�here Polizeichef des N�rdlichen Distrikts, Alik
Ron, seine Zeugenaussage gemacht, und zwar vor der
Untersuchungskommission, die die Reaktion der Polizei auf
Krawalle in arabischen D�rfern im letzten Oktober untersucht;
hierbei wurden 13 der Demonstranten erschossen. Dann zeigt das
Fernsehen Filmmaterial �ber die Vorwahlen der Arbeiterpartei,
an denen Ben-Ami sich nicht beteiligt hat. Selbst wenn das
Telefon klingelt und EU�s Javier Solana in der Leitung ist �er
wird in flie�endem Spanisch �ber irgendeinen Gedanken
unterrichtet, der vielleicht irgendeinen Fortschritt bez�glich
eines �bereinkommens bringt- kann man nicht �ber das Gef�hl
hinwegkommen, dass Shlomo Ben-Ami sehr stark mit seinen eigenen
Gedanken und �berlegungen besch�ftigt ist. Und mit seiner
Bestandsaufnahme.
Mit
Hilfe eines schweren Stapels an Dokumenten, den er aus einem
anderen Raum holt, versucht er zu erkl�ren, was hier
tats�chlich passiert ist. Was falsch gelaufen ist. Das T-Shirt,
das er tr�gt, ist aus Camp David, eine Art amerikanisches
Sommerlager-T-Shirt von einem Sommerlager, das nicht sehr
erfolgreich war.
Aber
Ben-Ami, der Ehud Baraks Repr�sentant in den
Friedensverhandlungen war, versichert immer wieder, dass Camp
David nicht der springende Punkt war; dass jeder, der sich auf
Camp David beschr�nken m�chte, keine Ahnung h�tte. Diese zwei
Wochen in Maryland, die die Aufmerksamkeit der Welt fesselten,
sind nur ein Teil des Puzzles.
Ben-Amis
Charme ist nicht verblasst. Seitdem die gro�e Anspannung der
politischen Macht etwas abgenommen hat, ist er locker; er
l�chelt und hat einen fesselnden Sinn f�r Humor. Seine
Analysen sind tiefgehend und komplex. Seine Sinnzusammenh�nge
sind mehrsprachig und multikulturell. Wenn er seine Lesebrille
auf seine Nasenspitze setzt und aus dem Tagebuch, das er in
diesen verh�ngnisvollen Tagen geschrieben hat, zu lesen
beginnt, scheint es, als wollte er versuchen zu verstehen.
Shlomo
Ben-Ami, welches waren die Thesen, die Sie und den
Premierminister, Ehud Barak, dazu gef�hrt haben, sich im
Fr�hling 2000 auf den Weg zu machen, um den
israelisch-pal�stinensischen Konflikt zu beenden?
�Wir
hatten eine Anzahl von Arbeitsthesen, aber ich denke, die
wichtigste von ihnen war die Hauptthese, die von den
Amerikanern, den Europ�ern und der israelischen Mitte und
Linken seit Jahren geteilt wurde: dass Oslo eine vern�nftige
Ordnung im Nahen Osten geschaffen hat, die auf Geben und Nehmen
basiert und die in der Zukunft zu einem akzeptablen Kompromiss
f�hren kann; dass 1993 gewisserma�en ein pal�stinensischer
Staat gegr�ndet worden war, zumindest was geregelte
internationale Beziehungen betrifft. Im R�ckblick hat sich dies
als falsche These erwiesen. Es stellte sich heraus, dass Oslo
f�r Pal�stinenserf�hrer Yassir Arafat ein riesiges Tarnnetz
gewesen ist, das er gewoben hat und immer noch weiter webt; er
benutzt politischen Druck und Terrorismus in unterschiedlichen
Dosen um die eigentliche Idee von zwei Staaten f�r zwei
Nationen ins Wanken zu bringen.�
Lassen
Sie uns an den Anfang zur�ckgehen � zu Ihren ersten
Gespr�chen mit Herrn Barak, bei denen er Ihnen die
Verantwortung f�r die Verhandlungen �bertrug. An welche Art
von territorialem Kompromiss hatten Sie damals gedacht?
�Bei
einem unserer ersten Treffen zeigte Barak mir eine Landkarte,
die den Jordangraben zeigte und die eine Art �berarbeiteter
Allon-Plan war (formuliert in den 70er Jahren von Yigal Allon,
basierend auf einem territorialen Kompromiss). Er war auf die
Tatsache stolz, dass seine Landkarte Israel etwa ein Drittel der
Territorien lassen w�rde. Wenn ich mich richtig erinnere, gab
er den Pal�stinensern nur 66 % des Landes. Ehud war �berzeugt,
dass die Landkarte �u�erst logisch sei. Er hatte eine Art von
g�nnerhaftem Wunschdenken, eine naive Einstellung. Er sagte
enthusiastisch: �Schau, dies ist ein Staat, es sieht in jeder
Hinsicht wie ein Staat aus.��
�Zu
diesem Zeitpunkt diskutierte ich nicht mit ihm. Ich sagte ihm
nicht, er solle die Landkarte in den M�ll werfen oder einen
Drachen daraus bauen. Aber sp�ter, infolge der vorr�ckenden
Gespr�che mit den Pal�stinensern und internen Kl�rungen,
verstand er, dass es unm�glich war, solch eine Karte in der
�ffentlichkeit zu pr�sentieren.�
Mit
welchen Voraussetzungen gingen Sie dann in die Verhandlungen?
Welches war die offizielle israelische Position, die Sie und
Gilad Sher den Pal�stinensern in Stockholm im Mai 2000
pr�sentierten?
�In
Stockholm brachten wir eine Landkarte mit einem
Territorienverh�ltnis von 12 zu 88 auf den Tisch. Wir forderten
drei Siedlungsbl�cke (Etzion, Ariel und das Gebiet von
Jerusalem) und eine Sicherheitszone im Jordangraben �ber einen
Zeitraum von 20 Jahren. Gem�� der Landkarte, die wir
pr�sentierten, w�rde der Jordan selbst unter israelischer
Souver�nit�t bleiben, um dem Waffenschmuggel vorzubeugen und
um jeder Verletzung der Vereinbarungen zur Entmilitarisierung
zuvorzukommen. In Stockholm lehnten wir auch den Gedanken eines
Gebietsaustausches ab. Unser Konzept bestand darin, dass die
Westbank und der Gazastreifen der Boxring waren, in dem alle
Probleme gel�st werden mussten.�
Wie
reagierten die Pal�stinenser darauf?
�Sie
wollten sich die Landkarten nicht ansehen. Abu Ala hatte zu mir
gesagt: �Shlomo, nimm die Karte weg.� Und in privaten
Gespr�chen hatte er mich bedr�ngt: �Welchen Prozentsatz
meinst du wirklich?� Und doch hatten wir im G�stehaus des
Premierministers von Schweden, wo man diesen wunderbaren Blick
hatte, und das am Ufer eines Sees lag, der zu sch�n ist, um ihn
zu beschreiben, die besten Gespr�che �berhaupt. Die Umgebung
war ruhig, die Atmosph�re war gut, die gegenseitige Ann�herung
war pragmatisch. Wir konnten einen schriftlichen Rahmen f�r
eine Vereinbarung entwickeln und wir haben es sogar geschafft,
Experten f�r internationales Recht f�r den korrekten
juristischen Aufbau der Vereinbarung zu konsultieren. Unsere
Einsch�tzung war, dass wir wirklich auf dem Weg zu einem
israelisch-pal�stinensischen Friedensabkommen waren.�
Welche
Abkommen haben Sie dort erreicht?
�Das
Wort �Abkommen� ist zu bindend. Nichts wurde beschlossen.
Aber es gab Verst�ndnis f�r das Bed�rfnis der
Siedlungsbl�cke und es gab Verst�ndnis, dass die
Pal�stinenser in Bezug auf die Sicherheit flexibel sein
w�rden. Bez�glich des Themas �Fl�chtlinge� entwickelten
wir ein vollst�ndiges Konzept, das auf einer L�sung von
arabischen Gastgeberstaaten, dem pal�stinensischen Staat,
L�ndern wie Kanada und Australien und der
Familienzusammenf�hrung in Israel basierte. In Stockholm
sprachen wir �ber zehn- bis f�nfzehntausend Fl�chtlinge, die
in Israel in einer Periode von einigen Jahren aufgenommen werden
w�rden.�
�Abu
Ala und Hasan Asfour akzeptierten diese Zahlen nicht, aber sie
zeigten Bereitschaft, in erforderliche Gespr�che einzusteigen
und �ber Zahlen zu diskutieren. Was das Thema der Territorien
anging, so hatten wir auch hier das Gef�hl, dass wir uns auf
halbem Wege treffen w�rden. In einem Gespr�ch, das wir nach
Stockholm im Hotel Holiday Inn in Jerusalem hatten, stimmte Abu
Ala eindeutig 4 % Land zu, das in H�nden Israels bleiben
sollten. Wir hatten also das Gef�hl, dass ein Abkommen in
greifbarer N�he war.�
Und
Jerusalem?
��ber
Jerusalem wurde �berhaupt nicht diskutiert. Barak wollte das
nicht. Ich denke, dass dies ein Fehler war. Wenn wir �ber
Jerusalem diskutiert h�tten, w�ren wir besser vorbereitet nach
Camp David gekommen. Aber Barak hatte Angst vor undichten
Stellen und auch davor, dass die eigentliche Diskussion �ber
Jerusalem die Regierung destabilisieren und die
Regierungskoalition in Gefahr bringen w�rde. Deshalb blieb der
Jerusalem-Paragraf in den Entw�rfen ein wei�es Blatt Papier.
Sogar das regte Barak auf. Man kann auf den Dokumenten, die wir
im Mai ausgearbeitet haben, einen Kommentar in seiner
Handschrift sehen: Barak zog es vor, dass nicht einmal die
�berschrift des Jerusalem-Paragrafen gedruckt erschien.�
Welche
Richtung nahm der Prozess nach den Gespr�chen in Stockholm und
vor Camp David? Wenn ich Sie im Juni oder Juli 2000 gefragt
h�tte, worin man w�rde �bereinstimmen k�nnen, was h�tten
Sie gesagt?
�Offiziell
entfernten wir uns nicht von der 12/88er Landkarte in Stockholm
und auch nicht vom Prinzip, dass es keinen Gebietsaustausch
geben w�rde. Aber in Gespr�chen unter vier Augen sprach ich
�ber 8 bis 10 %, die unter israelischer Kontrolle bleiben
w�rden. Wie ich Ihnen sagte, sprach Abu Ala �ber 4 %. Soviel
ich wei�, erhielt der amerikanische Pr�sident Bill Clinton vor
Camp David von den Pal�stinensern ein Versprechen �ber 2 %
Land, das in den H�nden der Israelis bleiben sollte. Also kann
man annehmen, dass wir �ber 90 % gegangen w�ren und die
Pal�stinenser �ber 4 % und dass wir uns irgendwo in der Mitte
getroffen h�tten. Was das Thema �Territorien� angeht, so
h�tte Clinton sagen k�nnen, dass die beiden Seiten zwar nicht
in der Quantit�t �bereinstimmen, aber im Prinzip.�
�Was
in den Gespr�chen, die unmittelbar nach Stockholm stattfanden,
klar wurde, war, dass die Pal�stinenser eine gewisse
Flexibilit�t bez�glich der Siedlungsbl�cke zeigen w�rden.
Aber bez�glich der Ostgrenze und dem Jordangraben waren sie
unnachgiebig. Sie forderten eine L�sung f�r die Jordangrenze
und zu diesem Zeitpunkt waren wir nicht gewillt, ihnen daf�r
eine Garantie zu geben.�
Und
was war mit Jerusalem und den Fl�chtlingen?
�Es
gab �berhaupt keine detaillierten Gespr�che �ber Jerusalem.
Das einzige war ein Versprechen, das Arafat uns w�hrend eines
Gespr�chs in Nablus gab und das lautete, dass die Klagemauer
und das J�dische Viertel uns geh�ren sollten. Er sprach lang
�ber seine Erinnerungen, wie er selbst in den 30er Jahren mit
j�dischen Kindern in der N�he der Klagemauer gespielt hatte.
Er wei�, dass die Mauer uns geh�rt. Einige der anderen
Pal�stinenser erw�hnten einige Male Gilo und zwar auf eine Art
und Weise, die darauf schlie�en lie�, dass sie die j�dische
Nachbarschaft im Ostteil Jerusalems akzeptierten.�
�Aber
bez�glich der Frage der Fl�chtlinge gab es so etwas wie eine
r�ckl�ufige Entwicklung in der Zeit zwischen Stockholm und
Camp David. Abu Mazen �berzeugte Abu Ala davon, in keine
Diskussion �ber Zahlen zu verfallen, sondern am Prinzip �Recht
auf R�ckkehr� festzuhalten. Nach unseren Treffen brachte Abu
Ala das gemeinsame pal�stinensisch-israelische Dokument von Abu
Ala und Yossi Beilin und zeigte mir, wie viele Vorbehalte Abu
Mazen bez�glich dieses Dokuments hatte, ganz besonders im Blick
auf die Fl�chtlinge.�
��brigens,
nicht nur Abu Mazen hatte Vorbehalte bez�glich dieses
Dokuments, sondern auch Arafat. Als ich Arafat in einem
Gespr�ch, das wir einige Monate sp�ter in Gaza abhielten,
danach fragte, wiederholte er ver�chtlich: �Worte, Worte.��
Welches
waren die Startpositionen der Israelis w�hrend des Treffens in
Camp David Mitte Juli? Welches war die offizielle israelische
Position bei diesem Friedensgipfel?
�Die
Landkarte, die ich in Camp David in Gegenwart von Pr�sident
Clinton dem pal�stinensischen Team zum sorgf�ltigen Studium
auf den Tisch legte, war die 12/88er Landkarte. Zwischen
Stockholm (Mai 2000) und Taba (Januar 2001) pr�sentierten wir
den Pal�stinensern offiziell keine andere Karte. Wir stimmten
nicht zu, unseren offiziellen Standpunkt zu �ndern, bevor auf
ihrer Seite keine Bewegung zu erkennen war. Und weil es diese
Bewegung auf ihrer Seite nicht gab, pr�sentierten wir auch
keine neuen Landkarten.�
�Aber
inoffiziell war es klar, dass wir f�r die 8 bis 10 % bereit
waren. Wir wehrten uns noch gegen einen Gebietsaustausch. Und
wir forderten noch, dass Jerusalem ungeteilt unter unserer
Herrschaft blieb.�
�Die
Pal�stinenser dagegen bestanden darauf, dass die Gespr�che mit
einer Anerkennung der 1967er Grenzen durch Israel begann. Sie
waren in diesem Punkt sehr unnachgiebig. Ich werde nie eine
Diskussion vergessen, die wir in Gegenwart von Pr�sident
Clinton, Au�enministerin Madeleine Albright und Sandy Berger
(Berater in Fragen der nationalen Sicherheit) hatten. Ich schlug
vor, dass wir die Diskussion auf der Basis der Hypothese der
1967er Grenzen beginnen, ohne uns jedoch an diese Hypothese zu
binden. Abu Ala weigerte sich vehement, auf diese Annahme
einzugehen. Er bestand darauf, dass wir zu allererst die Grenzen
vom 4. Juni 1967 (vor dem Sechstagekrieg) anerkennen sollten.�
�Nach
einer Weile war Clinton am �berkochen und begann f�rchterlich
zu schreien. Er sagte zu Abu Ala, dass dies hier keine Rede vor
den Vereinten Nationen sei und dass die Pal�stinenser ihre
eigenen positiven Vorschl�ge auf den Tisch bringen sollten.
Clinton schrie, dass niemand alles von dem bekommen k�nnte, was
er wollte und dass auch er gern eine dritte Amtszeit als
Pr�sident regieren w�rde, aber er w�sste, dass dies nun mal
unm�glich sei. Er wurde total rot, stand schlie�lich auf und
stolzierte hinaus. Abu Ala war zutiefst beleidigt. Von diesem
Moment an war das Herumfahren auf dem Golfrasen beinahe das
einzige, was er noch in Camp David tat.�
Machten
die Pal�stinenser keinen Gegenvorschlag?
�Nein,
und das ist der Kern der Angelegenheit. Es gab in den
Verhandlungen zwischen uns und den Pal�stinensern keinen
einzigen pal�stinensischen Gegenvorschlag. Es gab keinen und es
wird niemals einen geben. Deshalb befindet sich der israelische
Unterh�ndler immer in einem Dilemma: Entweder stehe ich auf und
gehe hinaus, weil diese Jungs nicht bereit sind, von sich selbst
aus weiterf�hrende Vorschl�ge zu machen oder ich mache ein
weiteres Zugest�ndnis. Am Ende macht auch der moderateste
Unterh�ndler die Erfahrung, dass es kein Ende dieses Ablaufes
gibt.�
Gab
es jemals einen Moment, an dem es schien, dass die Dinge sich
�nderten? An dem es schien, dass in Camp David eine Art
Durchbruch erreicht werden k�nnte?
�Als
das Gef�hl vorhanden war, dass wir auf der Stelle treten,
organisierte der Pr�sident ein Simulationsspiel, das eine ganze
Nacht lang dauerte, bis zum Mittag des n�chsten Tages. Der
Schl�ssel des Spiels war, dass die F�hrer nicht daran
teilnahmen. Die Teilnehmer waren Gilad Sher, Yisrael Hasson und
ich gegen Saeb Erekat, Mohammed Dahlan und einen
pal�stinensischen Juristen aus Oxford.�
�In
diesem Spiel brachten wir zum ersten Mal einen Vorschlag �ber
Jerusalem ein. Der Vorschlag lautete, dass die �u�ere H�lle
der arabischen Nachbarschaft der Stadt unter pal�stinensischer
Hoheit sein sollte, die innere H�lle sollte unter einer
funktionsf�higen Autonomie sein, die Altstadt unter einer
speziellen Regierungsform und der Tempelberg unter dauernder
pal�stinensischer Treuh�nderschaft. Clinton war mit unserem
Vorschlag sehr zufrieden. Ehud dachte auch, dass wir einen
mutigen Schritt getan hatten �das war noch bevor er seine
eigenen mutigen Entscheidungen getroffen hatte- und es war eine
Art von Durchbruch, der den Prozess aus seiner Sackgasse holte.�
Wie
war die pal�stinensische Reaktion?
�Entt�uschend.
Der Jurist aus Oxford sagte, dass sie eine Entsch�digung f�r
all die Jahre der Besatzung fordern w�rden. Saeb Erekat sprach
in Gegenwart von Clinton auf gleicher Ebene. Ich konnte mich
nicht beherrschen und explodierte. Ich sagte ihnen, dass sich
die Unterh�ndler der zionistischen Bewegung am Vorabend der
Gr�ndung des j�dischen Staates nicht so nonchalant benommen
h�tten wie sie das nun tun w�rden. Ich fragte sie, welche von
beiden Seiten hier eigentlich einen Staat gr�nden wolle � wir
oder sie. Ich war total frustriert, weil wir solch einen
kreativen und flexiblen Schritt nach vorne gegangen waren und
einen der besten Augenblicke dieser Verhandlungen erreicht
hatten und sie konnten sich nicht von ihrer Stichelei, von ihrem
Bed�rfnis nach Rechtfertigung und von ihrer Opferrolle trennen.�
�Doch
die Dinge bewegten sich noch positiv vorw�rts. Clinton ging zu
Arafat und f�hrte ein hartes Gespr�ch mit ihm. Als Arafat die
schwierige Lage sp�rte und merkte, dass er vor einem Abgrund
stand, machte er schlie�lich eine Art von Gegenvorschlag. Er
teilte Clinton mit, dass er bereit sei, auf 8 bis 10 % der
Territorien zu verzichten.�
Sie
sagen, dass Yassir Arafat in einem Gespr�ch mit Clinton am 16.
Juli 2000 zustimmte, Israel etwa ein Zehntel der West Bank zu
geben?
�Ich
zitiere Ihnen, was ich am 17. Juli in mein Tagebuch geschrieben
habe: �Gestern machte Arafat Clinton einen Gegenvorschlag
aufgrund des Szenarios der vorangegangenen Nacht. Er ist bereit,
zwischen 8 und 10 % des Territoriums herzugeben. Er sagte
Clinton: Ich �berlasse Ihnen die Angelegenheit des Tausches der
Territorien. Sie entscheiden. Er ist mit
Sicherheitsvorkehrungen, die getroffen werden, einverstanden. Er
legt Wert auf eine internationale Macht. Wir werden auch eine
L�sung f�r das Fl�chtlingsproblem finden. Alles steht oder
f�llt nun mit Jerusalem. Arafat will eine L�sung, mit der er
leben kann.�
Ist
dies der Ursprung f�r die Camp-David-Formel hinsichtlich eines
territorialen Austausches: 9 % der Territorien f�r 1 %
souver�nes israelisches Gebiet?
�Diese
Formulierung nahm in keinem bindenden Dokument feste Formen an.
Aber vom Beginn der zweiten Woche in Camp David hing sie in der
Luft. Es war die Annahme, mit der wir gearbeitet haben. Und sie
basierte auf dem, was Arafat gesagt hatte. Nicht auf irgendeinem
Plan Israels, sondern auf eindeutigen �u�erungen Arafats. Ich
erinnere mich daran, dass ich am 17. in Ehuds H�tte gehen
wollte und dabei mit Clinton zusammenstie�, der gerade aus der
H�tte kam, und er sagte mir das gleiche: Arafats Botschaft
lautet: Bereit f�r 8 % und einen Gebietsaustausch im
Gazastreifen.�
�Clinton
sagte in anderen Gespr�chen, die an diesem Tag stattfanden, �dass
die Israelis einen Rahmen f�r einen Pr�zedenzfall geschaffen
h�tten und dass es eine wirkliche und wesentliche Bewegung
w�re, wenn man hier 80 % von den Siedlern und ein vereintes
Jerusalem unter israelischer Souver�nit�t bekomme�. Sein
Eindruck war, dass die Puzzleteile sich langsam zu einem Ganzen
zusammen f�gten. Aber einige Zeit sp�ter machte Arafat einen
R�ckzieher. Er �bermittelte Clinton eine Notiz, in der er
diesen R�ckzieher machte.�
Ist
es nicht m�glich, dass Arafat die israelische Seite auf
brillante Art und Weise dorthin man�vrierte, das gro�e Tabu
bez�glich Jerusalem zu brechen, indem er den falschen Eindruck
erweckte, dass alles einfach zu l�sen sein w�rde und ein
Abkommen unterzeichnet werden k�nnte, wenn man nur Konzessionen
zu Jerusalem machen w�rde?
�Ich
wei� es nicht. Ich w�re nicht �berrascht, wenn er sich in
diesem Moment einfach aus der Notlage, in der er sich befand,
befreien wollte. Denn wir hatten Flexibilit�t gezeigt und die
Amerikaner �bten Druck auf ihn aus. Deshalb sagte er ein paar
Worte zu Clinton, die f�r ihn kein gro�artiges Gesch�ft
waren. Sie wissen, dass er auch ein paar Worte sagte, als er mit
uns nach Sharm al-Sheikh ging und versprach, das Schie�en zu
beenden. Aber hat er es tats�chlich beendet?�
Und
doch wurde die Camp-David-Konferenz infolge dieser Dynamik die
Jerusalem-Konferenz. Ist es nicht Tatsache, dass Sie kein
bindendes Abkommen bez�glich der Territorien erreicht und keine
L�sung f�r die Fl�chtlingsfrage formuliert haben, sondern nur
Jerusalem geteilt haben?
�Das
ist nicht ganz exakt. Es ist wahr, dass es bez�glich der Frage
der Fl�chtlinge eine r�ckl�ufige Entwicklung gab, daf�r
hatte man jedoch das Gef�hl, dass im Bereich der Territorien
Flexibilit�t gezeigt wurde � dass der Friede nicht mit diesem
Thema stehen oder fallen w�rde. Und im Sicherheitsteam gab es
�u�erst positive Diskussionen, die den Prozess voran brachten.
Das Konzept einer multinationalen Macht wurde
herauskristallisiert. Ich akzeptiere �brigens nicht die
Behauptung, dass wir die Stadt Jerusalem in Camp David teilten.
Die Entscheidung zur Teilung Jerusalems kam erst f�nf Monate
sp�ter mit der Akzeptanz von Clintons Eckpunkten.�
�Sie
m�ssen eines verstehen: in Camp David bewegten wir uns in
Richtung einer praktischen Teilung, jedoch mit dem Bestreben,
eine Vereinbarung zu bekommen, die nicht wie eine Teilung
aussieht. Das gro�e Problem war, dass die Pal�stinenser uns
nicht dabei helfen wollten. Sie waren nicht bereit, irgendeine
Formulierung zu benutzen, die Israel helfen w�rde, sein Gesicht
zu wahren. Nicht bez�glich des Tempelberges, nicht bez�glich
der Souver�nit�t, in nichts. Arafat stimmte in Camp David
nichts zu, das nicht eine komplette Teilung war. Deshalb sagte
mir an einem Punkt des Stadiums selbst Bob Malley, den momentan
jeder gerne zitiert, dass die Pal�stinenser uns einfach nur
dem�tigen wollten. �Sie wollen euch dem�tigen�, waren
seine Worte.� (Hier wird Bezug genommen auf einen Artikel von
Hussein Agha und Robert Malley �ein Mitglied des
US-Friedensteams und au�erordentlicher Mitarbeiter von
Pr�sident Clinton- �Camp David: The Tragedy of Errors� The
New York Review of Books, 9. August 2001)
Ich
verstehe, dass es ein Stadium gab, an dem Barak jedermann damit
in Erstaunen versetzte, dass er der Teilung der Altstadt von
Jerusalem in zwei Teile unter israelischer Souver�nit�t und in
zwei Teile unter pal�stinensischer Souver�nit�t zustimmte.
Tat er das von sich selbst aus oder war es eine gemeinsame
Entscheidung mit dem israelischen Team?
�Wie
ich Ihnen sagte schlug ich vor, dass ein spezielles Regime in
der Altstadt eingesetzt werden sollte. Infolge dieser Diskussion
brachte der Pr�sident etwas sp�ter den Zwei-Zwei-Vorschlag
ein, der eine klare Teilung der Souver�nit�t bedeutete. Ehud
stimmte in einem Gespr�ch mit dem Pr�sidenten zu, dass dies
eine Basis f�r eine Diskussion sein k�nnte. Ich erinnere mich,
dass ich an diesem Abend mit Martin Indyk vom Au�enministerium
spazieren ging und beide sagten wir, Ehud sei verr�ckt. Wir
verstanden nicht, wie er �berhaupt daran hatte denken k�nnen,
dem zuzustimmen. Danach schrieb ich in mein Tagebuch, dass jeder
denken w�rde, Amnon Lipkin-Shahak und ich w�rden Barak nach
links dr�ngen, aber die Wahrheit sei, dass er derjenige w�re,
der uns nach links dr�ngen w�rde. Zu diesem Zeitpunkt �es
war der Beginn der zweiten Woche unseres Treffens- war er weit
mutiger als wir es waren. Wirklich mutig. Clinton sagte mir ein
paarmal: Ich habe niemals solch eine mutige Person kennengelernt.�
Und
wohin f�hrte das alles dann?
�Die
Pal�stinenser akzeptierten den Vorschlag des Pr�sidenten zu
Jerusalem nicht, und deshalb zog Ehud seine Zustimmung auch
zur�ck. Zu diesem Zeitpunkt sandte er einen �rgerlichen Brief
an Clinton, in dem er sich beklagte, dass der Pr�sident nicht
gen�gend Druck auf Arafat aus�ben w�rde. Einige Zeit sp�ter
probierte es Clinton noch einmal. Ich habe eine Notiz in seiner
Handschrift. Er fragte mich, ob ich bereit sei, Baraks Akzeptanz
dieses Prinzips noch einmal vorzubringen. Ich antwortete
negativ. Dieser Vorschlag ist nicht mehr auf der Agenda, sagte
ich.�
�Das
Ergebnis war eine tiefe Krise, die beinahe noch vor Clintons
Reise nach Japan zum Kollaps der Konferenz f�hrte. Barak begann
das Gef�hl zu haben, dass er keinen Partner hatte. Dass er
weiter als irgendein anderer israelischer Premierminister ginge,
dass er seinen politischen Kopf dabei riskiere und den Verlust
seiner Regierung und trotzdem wollte sich Arafat nicht von der
Stelle bewegen. Arafat weigerte sich, am Spiel teilzunehmen.�
�Es
war schwer f�r Ehud. Sehr schwer. Nachdem wir uns entschlossen
hatten trotz allem zu bleiben und nachdem Clinton zu seiner
Reise aufgebrochen war, isolierte sich Barak f�r zwei Tage in
seiner H�tte. Niemand von uns sah ihn in diesen zwei Tagen. Er
war in einer tiefen Krise.�
Auf
welches Thema konzentrierte man sich in den letzten paar Tagen,
nachdem Clinton von seiner Reise zur�ckgekehrt war und die
Konferenz wieder aufgenommen wurde?
�Was
gegen Ende der Konferenz auf dem Tisch lag war schlie�lich der
Vorschlag des Pr�sidenten, dass die �u�ere H�lle unter
pal�stinensischer Souver�nit�t und der Tempelberg unter
israelischer Souver�nit�t, jedoch unter pal�stinensischer
Treuh�nderschaft sein sollte. Abgesehen davon gab es zwei
Varianten: funktionsf�hige Autonomie in der engsten
Nachbarschaft und zwei Viertel der Altstadt unter
pal�stinensischer Souver�nit�t, oder pal�stinensische
Souver�nit�t in der engsten Nachbarschaft und funktionsf�hige
Autonomie in der Altstadt. Es gab auch noch eine dritte
M�glichkeit, n�mlich die Diskussion �ber Jerusalem auf drei
Jahre zu verschieben.�
�Es
war der letzte Abend. Es war sp�t. Ich erinnere mich, dass Ehud
mich beiseite nahm, bevor ich mich auf den Weg zu Clintons
H�tte machte, und zu mir sagte, dass dies ein historischer
Moment sei. Immer wieder sagte er, dies sei ein historischer
Moment. Clinton hatte Jeans an und einen leichten Pullover. Er
sa� eine Weile mit Erekat und mir am Holztisch, bevor er mich
schlie�lich fragte, ob wir bereit seien, seinen Vorschlag zu
akzeptieren. Ich sagte, dass ich zur Abwechslung mal nicht als
erster antworten wollte. Nachdem Barak eine positive Antwort zum
Zwei-Zwei-Vorschlag gemacht hatte und die Pal�stinenser diesem
Thema aus dem Weg gegangen waren, wollten wir uns nicht noch
einmal in die gleiche Situation bringen.�
�Der
Pr�sident dachte, dass dies fair sei und setzte mich nicht
unter Druck, aber er sandte Erekat zu Arafat. Er teilte ihm
ausdr�cklich mit, dass der Vorsitzende einen Gegenvorschlag
pr�sentieren m�sste, sollte er seinen nicht akzeptieren. Er
versprach, dass er bleiben und die Konferenz weitergehen w�rde,
sollte ein Gegenvorschlag kommen.�
�Ich
war der einzige Israeli im Raum. Ich hatte kein gutes Gef�hl.
Clinton war zu dieser Zeit ziemlich pessimistisch. Eine Stunde
sp�ter kam Erekat zur�ck und sagte Nein. Ich glaube, er
brachte auch ein Schriftst�ck mit. Ich verlie� den
Pr�sidenten und ging zu Ehud zur�ck. Das war�s, sagte ich
ihm, es ist vorbei.�
Also
kollabierte Camp David wegen der pal�stinensischen Ablehnung
eines amerikanischen Vorschlages zu Jerusalem, den Sie sowieso
unangemessen fanden?
�Nein.
Camp David kollabierte wegen der Tatsache, dass sie sich
weigerten, sich am Spiel zu beteiligen. Sie weigerten sich,
einen Gegenvorschlag zu machen. Niemand forderte, dass sie eine
positive Antwort auf diesen speziellen Vorschlag von Clinton
geben sollten. Und entgegen all dem Unsinn, der von den Rittern
der Linken ge�u�ert wird, gab es kein Ultimatum. Was von den
Pal�stinensern verlangt wurde, war wesentlich einfacher: dass
sie wenigstens einmal einen Gegenvorschlag einbringen sollten.
Dass sie nicht dauernd sagen: �Das ist nicht gut genug� und
dabei auf uns warten, dass wir mehr Zugest�ndnisse machen.
Deshalb sandte der Pr�sident an diesem Abend CIA-Direktor
George Tenet zu Arafat, um ihm zu sagen, dass es sich lohnen
w�rde, noch einmal dar�ber nachzudenken und mit der Antwort
bis zum Morgen zu warten. Aber Arafat konnte sich nicht mehr
dazu entschlie�en. Er vermisste den Applaus der Massen in Gaza.�
�Am
n�chsten Morgen um 9.00 Uhr trafen sich Arafat, Barak und
Clinton noch einmal. Wir standen drau�en und beteten, dass bei
diesem Treffen irgendetwas irgendwie herauskommen w�rde: dass
Arafat begreifen w�rde, dass es wirklich die elfte Stunde
geschlagen hat und dass er deshalb die Sache noch einmal
aufnehmen w�rde. Aber sie kamen bereits f�nf Minuten sp�ter
wieder heraus. Es war vorbei.�
Die
vorherrschende Ansicht ist, dass Camp David wegen der falschen
Verhandlungstaktiken ein Misserfolg war, und wegen des Benehmens
von Ehud Barak, der Arafat gedem�tigt und ihm keinen Respekt
erwiesen hatte.
�Ich
denke, dass Fehler gemacht wurden. Die Methode der Verhandlungen
war falsch � anstelle von Diskussionen in Teams, die dann ihre
Ergebnisse der Zustimmung ihrer F�hrer vorlegten, h�tte es
einen Gipfel der F�hrer geben sollen und diese h�tten dann den
Teams sagen sollen, welche �bereinkommen diese formulieren
sollten. Es gab auch verpasste Gelegenheiten. Als der Durchbruch
hinsichtlich Jerusalem stattfand und als Arafat sein
Zugest�ndnis gemacht hatte, w�re das richtige gewesen, die
F�hrer zu einer Art Schock-Gipfel zusammen kommen zu lassen.�
�Aber
letzten Endes schlug Camp David fehl, weil Arafat vers�umte,
eigene Vorschl�ge auf den Tisch zu bringen und weil er uns
nicht erfolgreich vermitteln konnte, dass seine Forderungen an
irgendeinem Punkt aufh�ren w�rden. Eines der wichtigsten
Dinge, die wir in Camp David taten, war, dass wir unsere
wesentlichen Interessen in der pr�gnantesten Form definierten.
Wir erwarteten nicht, dass wir die Pal�stinenser auf halbem Weg
treffen w�rden, nicht einmal auf Zweidritteln des Weges. Aber
wir erwarteten, sie an irgendeinem Punkt zu treffen. Die ganze
Zeit warteten wir hinsichtlich unseres weiten Entgegenkommens,
dass auch sie irgendeine Art von Bewegung machen w�rden. Aber
sie taten es nicht. Wir hatten das Gef�hl, dass sie st�ndig
versuchten, uns in eine Art von schwarzes Loch mit mehr und mehr
Zugest�ndnissen zu ziehen; dabei war es nicht klar, wohin all
diese Zugest�ndnisse f�hren w�rden, welches die Ziellinie
war.�
Warum
schlugen Sie nicht irgendeine Art von Teilabkommen vor? Als klar
wurde, dass es unm�glich war, das grunds�tzliche Problem zu
l�sen, warum versuchten Sie nicht, wenigstens ein
Interimsabkommen zu erreichen?
�Wir
schlugen den Pal�stinensern zu mehreren Zeitpunkten vor, ein
Teilabkommen abzuschlie�en � ohne Jerusalem und ohne die
Fl�chtlinge. Diese M�glichkeit erwogen wir auch am letzten
Abend. Die Pal�stinenser lehnten dies ab. Einerseits waren sie
nicht bereit, bez�glich der Kernpunkte einen Kompromiss zu
schlie�en, und sicherlich nicht bez�glich Jerusalem, aber
andererseits stimmten sie auch nicht dem Zustandekommen eines
Teilabkommens zu. Die diesbez�glichen Behauptungen �ber Barak
sind totaler Unsinn. Ich erinnere mich an einen gewissen Moment,
in dem ich Arafat vorschlug, dass wir die Diskussion �ber
Jerusalem auf zwei Jahre hinausschieben. �Nicht einmal auf
zwei Stunden�, sagte er und winkte dabei mit zwei Fingern.�
Aber
was ist mit der Person Baraks, mit seinem Benehmen? War er nicht
zu hart in seiner Haltung gegen�ber Arafat?
�Sehen
Sie, Ehud ist kein umg�nglicher Mensch. Es ist schwer, ihn zu
m�gen. Er ist verschlossen und introvertiert und es gibt keinen
emotionalen Kontakt zu ihm. Wir alle haben das erfahren. Aber
denkt wirklich irgend jemand, dass Arafat das Recht auf
R�ckkehr aufgegeben h�tte, wenn Ehud Barak netter zu ihm
gewesen w�re? Oder h�tte er auf den Haram al-Sharif (den
Tempelberg) verzichtet? Tatsache ist, dass sich Barak w�hrend
des Essens, das Nava (Baraks Frau) und er in ihrem Haus in
Kochav Ya�ir etwa zwei Monate nach Camp David f�r Arafat
gegeben haben, au�ergew�hnlich warm gegen�ber dem
Vorsitzenden zeigte, auf eine Art und Weise, die seiner
Pers�nlichkeit eigentlich nicht entspricht. Ich erinnere mich,
dass ich damals zu meiner Frau Ruthie sagte, dass Barak sich so
sehr ein Abkommen w�nscht, dass er sogar bereit ist, seine
Pers�nlichkeit zu �ndern. Drei Tage sp�ter begann die
Intifada.�
Trotzdem,
erz�hlen Sie mir �ber die Beziehung zwischen den beiden in
Camp David.
�Eigentlich
trafen sie sich �berhaupt nicht. Jedenfalls nicht richtig. Es
gab ein Essen, das Madeleine Albright gab, um das Eis zu
brechen. Dabei sa� Barak wie eine Salzs�ule da und sagte �ber
Stunden hinweg kein Wort. Das war sehr peinlich. Das war an
einem der Tiefpunkte, als Clinton in Japan und Barak absolut
�rgerlich auf Arafat war. Er konnte die Situation nicht
ertragen, dass er alles riskierte und von dieser Person
abh�ngig war, von der sich herausstellte, dass sie kein Partner
war. Ich erinnere mich, dass wir in der N�he einer defekten
Wanduhr standen und Barak sagte, wenn ein Abkommen mit dieser
Person zustande k�me, w�rde er die Wanduhr reparieren.�
�Aber
hier geht es noch etwas tiefer. Barak ist, wie Sie wissen, ein
kartesianischer, ein rationaler Mensch. Was also zwischen den
H�tten und dem Rasen von Maryland passierte, war eine
Auseinandersetzung zwischen Barak, einer Person, die nach einer
rationalen Ordnung strebte, und Arafat, einer Person, die �ber
Mythen sprach und Mythen verk�rperte. Diese Auseinandersetzung
funktionierte nicht. Im R�ckblick verstehe ich, dass sie
niemals funktioniert h�tte. Ich glaube inzwischen, dass kein
einziger rational denkender israelischer Regierungschef Erfolg
darin gehabt h�tte, bei solch einer Auseinandersetzung ein
Abkommen mit Arafat zustande zu bringen. Arafat ist einfach
nicht daf�r geschaffen.�
Warum?
�Arafat
ist kein irdischer F�hrer. Er betrachtet sich selbst als
mythologische Figur. Er hat sich selbst immer als eine Art
moderner Saladin repr�sentiert. Deshalb interessiert ihn selbst
der konkrete Grundbesitz nicht besonders. In Camp David war es
klar, dass er nicht nach einer praktischen L�sung strebte,
sondern sich auf mythologische Themen konzentrierte: das
R�ckkehrrecht, Jerusalem, den Tempelberg. Er schwebte auf den
Wolken des islamischen Ethos und des Fl�chtlingsethos und des
pal�stinensischen Ethos.�
�Arafats
Rede ist sowieso nie von praktischer Art. Seine S�tze stehen in
keinem Zusammenhang und sind nicht vollst�ndig. Es gibt Worte,
es gibt S�tze, es gibt Metaphern � es gibt keine klare
Position. Das einzige, was es gibt, sind Codes und sonst nichts.
Am Ende des Prozesses stellt man pl�tzlich fest, dass man sich
bei den Verhandlungen nicht vorw�rts bewegt, weil man
tats�chlich mit einem Mythos verhandelt.�
Aber
es gibt Verhandlungen, die erfolgreich waren, oder nicht?
�Das
waren Verhandlungen �ber Zwischenabkommen. Ein F�hrer dieser
Art kann seine Assistenten �ber Abweichungen von 10 bis 20 %
entscheiden lassen, denn er nimmt an, dass er das, was er heute
nicht bekommen kann, morgen dann doch bekommt. In diesem Bereich
ist er zu einem Kompromiss f�hig. Aber wenn man zum Ende des
Spieles kommt, befindet er sich in einer schwierigen Lage, denn
den Prozess abzuschlie�en hei�t f�r ihn zu sagen: �Ich habe
aufgeh�rt ein Mythos zu sein; nun bin ich nur noch der F�hrer
eines kleinen Staates.� Er ist eine Art von ewiger
Globetrotter, der einfach Angst hat, der Realit�t ins Gesicht
zu blicken. Deshalb rennt er immer davon, wenn er Entscheidungen
treffen soll. In der Geschichte kenne ich keinen vergleichbaren
Fall wie den von Arafat, der dieses schlimme Verhalten an den
Tag legt, dass er vor Entscheidungen flieht.�
Aber
sogar nach Camp David haben Sie nicht das Handtuch geworfen: die
Kontakte hielten im August und September 2000 an, oder nicht?
�Nat�rlich.
Dutzende von Treffen wurden in diesen beiden Monaten abgehalten,
eine Menge davon im Hotel King David in Jerusalem. Es gab
zweigleisige Bem�hungen: unsere Gespr�che mit den
Pal�stinensern und Gespr�che zwischen den Pal�stinensern und
uns, bei denen die Amerikaner anwesend waren. In dieser ganzen
Zeit warteten wir sehr darauf, dass die Amerikaner ein Paket
ausarbeiten w�rden, das beiden Seiten pr�sentiert werden
konnte. In dieser Zeit �bte ich selbst Druck auf die Amerikaner
aus, das kollektive Andenken an Camp David in einem Dokument zu
verarbeiten: all die Res�mees des Pr�sidenten, die dort
aufgezeichnet worden waren, zusammenzufassen und daraus einen
umfassenden Vorschlag zu bilden.�
�Die
Pal�stinenser hatten jedoch vor solcherlei Vorschl�gen gro�e
Angst. Sie wussten, dass sie nicht Ja dazu sagen w�rden und sie
wussten, dass sie das Neinsagen international enorm sch�digen
w�rde. Sie befanden sich in einer �u�erst schlechten Lage.
Europa unterst�tzte uns, die arabische Welt unterst�tzte sie
nicht � sie waren beinahe isoliert. Am Vorabend der Intifada
war ihre Situation beinahe verzweifelt.�
Nehmen
Sie an, dass die Intifada ein kalkulierter Schritt der
Pal�stinenser war, um sich aus der politischen und
diplomatischen Bedr�ngnis zu befreien?
�Nein,
ich schreibe ihnen nicht diese Art von machiavellistischem,
skrupellosem Schema zu. Aber ich erinnere mich, dass Saeb Erekat
in Camp David sagte, dass wir bis zum 13. September Zeit haben.
Und ich erinnere mich an einen Besuch bei Mohammed Dahlan. Von
seinem B�ro aus sprach ich mit Marwan Barghouti und er sagte
auch, dass es nicht gut w�re, wenn wir bis Mitte September kein
Abkommen erzielt h�tten. In seiner Stimme lag eine bedrohliche
Art, die ich nicht mochte. Wenn man also den Verlauf der
Ereignisse betrachtet und sieht, dass die Gewalt exakt zwei
Wochen nach dem 13. September ausbrach (dieser Tag war der
siebte Geburtstag des Oslo-Abkommens), dann macht einen das
nachdenklich. Eine Sache ist sicher: durch die Intifada wurde
Arafat auf jeden Fall gerettet.�
Gab
es bei den Gespr�chen im August und September irgendwelche
�nderungen in der israelischen Position?
�Ja.
In dieser Phase sprachen wir �ber die Teilung der vertikalen
Souver�nit�t �ber den Tempelberg. Der Tempelberg war nicht
unter israelischer Souver�nit�t und pal�stinensischer
Treuh�nderschaft, er war komplett unter pal�stinensischer
Souver�nit�t. Wir fragten nur nach Souver�nit�t �ber die
Tiefen des Tempelberges. Wir forderten, dass anerkannt werden
sollte, dass uns dieser Platz heilig ist, dass wir eng mit ihm
verbunden sind. Aber die Pal�stinenser spotteten diesbez�glich
schon immer �ber unsere Forderung. Sie leugneten, dass wir
irgendeine Art von Recht auf den Tempelberg haben.�
Gab
es auch eine �nderung im Bereich der Territorien?
�Im
September sprachen wir �ber 7 % der Westbank, die Israel
behalten w�rde, f�r 2 % an souver�nem israelischem Gebiet,
das an die Pal�stinenser transferiert werden sollte. Ich
glaube, wir lie�en auch in der Forderung nach Souver�nit�t
�ber den Jordangraben nach.�
Wann
geschah das? Wann wurde die Entscheidung getroffen, die
Souver�nit�t im Jordangraben aufzugeben?
�Ich
kann Ihnen nicht exakt sagen, wann das war. Aber infolge der
Res�mees von Camp David �ber die Themen Sicherheit und
multinationale Macht war unser Gef�hl, dass wir bei L�sungen
angekommen waren, die unsere notwendigsten Sicherheitsinteressen
sogar ohne Souver�nit�t wahren w�rden. Es war uns klar, dass
die Pal�stinenser mit unserer Forderung nach Souver�nit�t im
Jordangraben nicht leben konnten.�
Haben
Sie neue Landkarten gezeichnet?
�Wie
ich Ihnen sagte, wurden den Pal�stinensern in Taba keine neuen
Karten vorgelegt. Aber wir arbeiteten an neuen internen
Landkarten, die die neuen Prozentzahlen zeigen w�rden. Und als
die l�cherliche Behauptung ge�u�ert wurde, dass wir den
Pal�stinensern eine Art Kantone vorgeschlagen und dass sie
keine territoriale Kontiguit�t h�tten, ging ich zu �gyptens
Pr�sident Hosni Mubarak und zeigte ihm eine Landkarte. Wie ich
mich erinnere, war es noch die 8 %-Karte, eine Karte von 8 zu
92. Mubarak sah sie sich interessiert an und fragte laut, warum
die Pal�stinenser behaupten w�rden, sie h�tten keine
Kontiguit�t.�
Pr�sentierten
die Pal�stinenser w�hrend dieser ganzen Zeit keine eigenen
Karten? Gab es keinen geographischen Vorschlag von
pal�stinensischer Seite?
�Sie
pr�sentierten �berhaupt keine Landkarten. Nicht vor Taba. Aber
in Camp David hatte ich die M�glichkeit, eine Art von
pal�stinensischer Landkarte zu sehen. Es war eine Karte, die
ein Zugest�ndnis von weniger als 2 % auf ihrer Seite zeigte,
und zwar f�r einen territorialen Austausch im Verh�ltnis von 1
zu 1. Aber die Territorien, die sie von uns wollten, waren nicht
in den Halutza-D�nen, sie wollten Gebiete nahe der Westbank.
Ich erinnere mich, dass gem�� ihrer Karte zum Beispiel Kochav
Ya�ir im Gebiet des pal�stinensischen Staates liegen sollte;
sie beanspruchten Souver�nit�t �ber Kochav Ya�ir.�
Im
November bzw. Dezember wurden die Gespr�che wieder aufgenommen.
Die Gewalt w�tete und die Wahlen f�r den israelischen
Premierminister standen bevor. Machten die Pal�stinenser auf
irgendeinem Gebiet Fortschritte?
�Haupts�chlich
in der Frage zu Jerusalem. In dieser Phase hatten wir der
Teilung der Stadt und der vollen pal�stinensischen
Souver�nit�t �ber Haram al-Sharif zugestimmt. Aber wir
bestanden darauf, dass eine Art von enger Verbundenheit
unsererseits zum Tempelberg anerkannt werden sollte. Ich
erinnere mich an ein Gespr�ch mit Yasser Abed Rabbo am Bolling
Air Force St�tzpunkt. Ich legte folgenden Gedanken dar, ohne
zuvor jemanden um Rat gefragt zu haben: die Pal�stinenser
w�rden die Souver�nit�t �ber den Tempelberg haben aber sie
w�rden dort keine Ausgrabungen vornehmen, weil dieser Ort den
Juden heilig ist. Die Pal�stinenser stimmten zu, keine
Ausgrabungen vorzunehmen, aber unter keinerlei Umst�nden
wollten sie unserer minimalen Aussage �weil dieser Ort f�r
die Juden heilig ist� zustimmen.�
�Was
mich bei dieser Gelegenheit besonders zornig machte, war nicht
nur die Tatsache, dass sie verweigerten, sondern die Art und
Weise, wie sie das taten: heraus aus einer Art von totaler
Verachtung, heraus aus einer abweisenden und arroganten Haltung.
In diesem Moment begriff ich, dass sie wirklich nicht wie der
ehemalige �gyptische Pr�sident Anwar Sadat sind, der 1979
einen Friedensvertrag mit Israel unterzeichnete. Dass sie nicht
gewillt waren, sich in Richtung unserer Position zu bewegen,
nicht einmal auf emotionaler und symbolischer Ebene. Am
Tiefpunkt angelangt, sind sie nicht bereit anzuerkennen, dass
wir hier irgendeine Art von Rechtsanspruch haben.�
Drei
Tage sp�ter, am 23. Dezember 2000, gegen Ende der
Bolling-Gespr�che, lie� Clinton Sie noch einmal zusammenkommen
und pr�sentierte Ihnen die genauen Eckpunkte. Wie sahen diese
aus?
�97
%: 96 % der Westbank an die Pal�stinenser plus 1 % an
souver�nem israelischem Gebiet, oder 94 % der Westbank plus 3 %
an souver�nem israelischem Gebiet. Wie auch immer, weil Clinton
in seine Formulierung auch das Konzept der sicheren
Durchgangsstra�e �deren israelische Souver�nit�t gering
w�re- einbrachte, k�nnte argumentiert werden, dass die
Pal�stinenser beinahe 100 % bekamen. Clinton hatte seinen
Vorschlag so konstruiert, dass die Pal�stinenser bei einer
positiven Antwort f�hig w�ren, ihrem Volk die L�sung als eine
100 %-L�sung zu pr�sentieren.�
Und
Jerusalem?
�Wie
die Berichte sagten: was j�disch ist, ist israelisch und was
arabisch ist, ist pal�stinensisch. Der Tempelberg sollte unter
voller pal�stinensischer Souver�nit�t liegen und Israel
sollte die Klagemauer und das Allerheiligste bekommen. Aber
Clinton nahm in seinem Vorschlag keinen Bezug auf das �heilige
Becken� � das gesamte Gebiet au�erhalb der Altstadtmauer,
das die Davidstadt, die Gr�ber der Propheten und die Stra�e
zum �lberg einschlie�t. Wir forderten dieses Gebiet, in dem
kaum Araber leben, f�r uns, aber die Pal�stinenser
verweigerten. Am Abend gab es zu diesem Thema ein hartes
Telefongespr�ch zwischen Barak und Clinton, weil wir Angst
hatten, er w�rde sich gegen uns entscheiden. Das Ergebnis
dieses Gespr�ches war, dass dieses Thema offen bleiben sollte.
Clinton bezog sich nicht darauf.�
Was
ist mit den Fl�chtlingen?
�Hier
probierte Clinton die Quadratur des Kreises. Er ging bis zum
�u�ersten Ende dessen, was wir akzeptieren konnten, auf die
Pal�stinenser zu. Seine Formulierung lautete, dass �die
beiden Seiten das Recht der Fl�chtlinge auf R�ckkehr ins
historische Pal�stina anerkennen� oder �auf R�ckkehr in
ihr Heimatland�. Aber er machte auch klar, dass �es kein
spezifisches Recht auf R�ckkehr nach Israel gibt�. Wir waren
zufrieden, dass er �ber eine Zwei-Staaten-L�sung sprach und
dar�ber, dass der pal�stinensische Staat die Heimat des
pal�stinensischen Volkes sei und Israel die Heimat des
j�dischen Volkes.�
�Der
Mechanismus, auf den er sich bezog, war mehr oder weniger
derjenige von Stockholm. Er erlegte eine gewisse Aufnahme von
Fl�chtlingen in Israel auf, jedoch gem�� Israels souver�nen
Gesetzen und seiner Aufnahmepolitik.�
Was
ist mit den Sicherheitsvorkehrungen und der Entmilitarisierung?
�Wir
legten gro�en Wert darauf, dass der pal�stinensische Staat
entmilitarisiert sein sollte. Der Pr�sident schlug eine
schw�chere Formulierung vor: ein �nicht-militarisisierter
Staat�. Er beanspruchte au�erdem, dass wir f�r drei Jahre
eine bedeutende milit�rische Pr�senz im Jordangraben und eine
symbolische Pr�senz an festgelegten Orten f�r weitere drei
Jahre haben sollten. Es wurden uns drei Stationen f�r
Fr�hwarnsysteme �ber einen Zeitraum von 10 Jahren zugestanden,
auf denen pal�stinensische Verbindungsoffiziere anwesend sein
sollten.�
Gab
es ein ausdr�ckliches Verbot, dass die Pal�stinenser Panzer,
Kriegsflugzeuge und Raketen nicht benutzen durften?
�Nein,
soweit ich wei�, sind wir nicht bis zu diesen Details gekommen.
Sie wurden bestimmt nicht von Clinton erw�hnt. Aber dies war
die Absicht.�
Und
was wurde �ber die Luft- und Wasserrechte gesagt?
�Die
Pal�stinenser weigerten sich, in eine Diskussion zum Thema �Wasser�
einzusteigen, deshalb nahm Clinton keinerlei Bezug auf dieses
Thema. Auf der anderen Seite lautete die Formulierung bez�glich
des Luftraumes �Vereinbarte Nutzung�. Clinton erkl�rte,
dass die Souver�nit�t �ber den Luftraum in pal�stinensischer
Hand liegen w�rde, aber er erkannte Israels Recht an, diesen
Luftraum f�r Trainingszwecke und f�r notwendige Eins�tze zu
benutzen, vorausgesetzt, solch einer Nutzung w�rde zugestimmt
werden. Ein Gedanke war, dass die M�glichkeit, den Luftraum zu
nutzen, auf wechselseitiger Basis beruhte: den Pal�stinensern
sollte das Recht gegeben werden, den israelischen Luftraum auf
nicht-milit�rische Art und Weise zu nutzen.�
Wie
reagierte Israel auf Clintons Eckpunkte? Akzeptierte Barak sie
voll und ganz?
�Der
Pr�sident diktierte uns und den Pal�stinensern die Punkte in
einem Konferenzraum, der an das Ovale B�ro im Wei�en Haus
angrenzt. Es war ein Samstag. Clinton erkl�rte, dass die
Eckpunkte kein amerikanischer Vorschlag seien, sondern dass sie
sein Verst�ndnis eines Mittelweges zwischen den Positionen, die
beide Seiten erreicht haben, darstellten. Nun hinge alles von
der Entscheidung der F�hrer ab, sagte er, und bat darum, dass
die Entscheidung innerhalb von vier Tagen gef�llt werde.�
�Es
war f�r uns schwer, diesen Vorschlag zu akzeptieren. Niemand
kam tanzend und singend aus dem Raum und besonders Ehud war
beunruhigt. Drei Tage sp�ter entschied sich das Kabinett f�r
eine positive Antwort an Clinton. Alle Minister bef�rworteten
diese Antwort, mit Ausnahme von Matan Vilnai und Ra�anan
Cohen. Ich informierte die Amerikaner dar�ber, dass Israels
Antwort Ja lautete.�
Und
die Pal�stinenser?
�Arafat
befand sich in keinerlei Eile. Er ging zu Mubarak und schlurfte
dann zu allen Arten von zwischen-arabischen Treffen. Er
erwiderte nicht einmal Clintons Anrufe. Die ganze Welt, und ich
meine die ganze Welt, �bte enormen Druck auf ihn aus, aber er
weigerte sich, Ja zu sagen. In diesen zehn Tagen gab es kaum
einen internationalen F�hrer, der ihn nicht angerufen h�tte -
angefangen vom F�rsten von Liechtenstein bis hin zum
Pr�sidenten von China. Aber Arafat lie� sich nicht von der
Stelle bewegen. Er blieb seiner Ausweich-Methode treu.
Schlie�lich, sehr sp�t, teilte sein Mitarbeiterstab dem
Wei�en Haus eine Antwort mit, die gro�e Neins und kleine Jas
enthielt. Bruce Reidell vom Nationalen Sicherheitsrat sagte mir,
dass wir es nicht falsch verstehen sollten, dass es keine
Missverst�ndnisse auf unserer Seite geben sollte: Arafat sagte
tats�chlich Nein.�
Aber
hatten die Israelis nicht auch Vorbehalte?
�Ja.
Wir sandten den Amerikanern ein Dokument, das aus mehreren
Seiten bestand und unsere Vorbehalte enthielt. Aber so weit ich
mich erinnere, waren diese wesentlich kleiner und handelten
haupts�chlich von Sicherheitsvorkehrungen und Einsatzgebieten
und Kontrollen f�r die Durchreise. Es gab auch eine
Klarstellung bez�glich unserer Souver�nit�t �ber den
Tempelberg. Es gab jedenfalls keinen Zweifel daran, dass unsere
Antwort positiv war. Um jegliche Zweifel beiseite zu r�umen
rief ich Arafat am 29. Dezember auf Ehuds Anweisungen an und
sagte ihm, dass Israel die Eckpunkte akzeptieren w�rde und dass
jede weitere Diskussion nur im Rahmen dieser Eckpunkte und ihrer
Umsetzung stattfinden sollte.�
Hatte
es im Lichte all dessen noch einen Sinn, das Treffen in Taba
abzuhalten? Nach allem sind Sie den ganzen Weg bis an die rote
Linie gegangen und die Pal�stinenser sagten, dass es nicht
genug sei. Was gab es noch, �ber das man sprechen konnte?
�Die
Wahrheit ist, dass Ehud genau so dachte. Er wollte nicht nach
Taba gehen. Er sah keinen Sinn und Zweck darin. Aber in dieser
Phase hatte er die Pistole auf der Brust. Die Wahlen sollten in
einem Monat stattfinden und es gab einen Minister, der ihm
sagte, wenn er nicht nach Taba ginge, w�rden sie ihn in der
�ffentlichkeit anprangern, dass er seiner Pflicht, Frieden zu
machen, aus dem Weg gegangen sei. Er hatte keine andere Wahl,
als zu einem Treffen zu gehen, bei dem Dinge besprochen werden
sollten, an die er selbst nicht mehr glaubte.�
Wor�ber
haben Sie also in Taba gesprochen? Welcher Fortschritt wurde
dort gemacht?
�Wir
bestanden darauf, dass Clintons Eckpunkte f�r die Verhandlungen
nicht f�r erneute Diskussionen, auf welchem Gebiet auch immer,
offen gelegt werden sollten, sondern dass wir uns nur um die
Frage k�mmern w�rden, wie diese Eckpunkte umzusetzen seien.
Die Pal�stinenser versuchten jedoch, die Eckpunkte zu
reduzieren. Sie versuchten, noch etwas mehr aus uns
herauszupressen. Bez�glich der Jerusalem-Frage akzeptierten sie
nicht den Gedanken des Allerheiligsten, der ausdr�cklich in
Clintons Vorschl�gen erschien. Und bez�glich des
Fl�chtlingsthemas brachten sie eine Formulierung vor, die
bedeutete, dass sie ihre eigene Lesart der Resolution 194 der
UN-Generalversammlung vom 11. Dezember 1948 hatten. Die Israelis
hatten eine andere Lesart. Sie sagten, �wir m�ssen das Recht
auf R�ckkehr einf�hren und dann �ber den Mechanismus
diskutieren�. Diese Grundsatzforderung machte mich nicht
weniger w�tend als die gelegentliche Nennung von
Fl�chtlingszahlen.�
Welche
Zahlen nannten sie?
�Sehen
Sie. Ich sa� ihnen in Taba w�hrend der Verhandlungen �ber das
Fl�chtlingsthema nicht gegen�ber. Aber die verschiedenen
Informationsschreiben, die in Taba ausgeteilt wurden, sprachen
von au�ergew�hnlichen Zahlen. Was sagen Sie zu 150000
Fl�chtlingen in einem Jahr, und zwar �ber einen Zeitraum von
10 Jahren hinweg?�
Und
was schlugen wir vor?
�Yossi
Beilin sagte, er h�tte 40000 vorgeschlagen. Ich wei� nicht, ob
es wirklich diese Zahl war, aber mit dieser Zahl war es
offensichtlich, dass kein Handel abgeschlossen werden konnte, es
sei denn, der Rest w�rde f�r zuk�nftige zus�tzliche
Forderungen �brig bleiben.�
Welche
neue Karte zeigten Sie den Pal�stinensern in Taba?
�Hier
ist sie. Sie k�nnen sie selbst sehen. Die senfbraune Farbe
stellt das Gebiet der Pal�stinenser dar, die wei�e das der
Israelis. Die Karte zeigt ein Verh�ltnis von 94,5 % des Landes
f�r die Pal�stinenser zu 5,5 %. Und das ist nat�rlich vor dem
Gebietsaustausch.�
Haben
Sie �ber den Austausch der Territorien ein Abkommen erreicht?
�Nein,
es stellte sich heraus, dass die Pal�stinenser den Gedanken
bez�glich der Halutza-D�nen nicht mochten. Ich bin �brigens
auch nicht verr�ckt danach. Ich betrachte dieses Gebiet als
eine letzte Reserve f�r zionistischen Siedlungsbau innerhalb
der Gr�nen Linie. Deshalb pr�ften wir die M�glichkeit eines
Landtransfers in der s�dlichen Berg-Hebron-Region, im Gebiet
n�rdlich von Arad. Aber dies war sehr schwierig � hier ein
halbes Prozent, dort ein viertel. Ich bin nicht sicher, ob die
ganze Idee eines Gebietstausches zu realisieren ist. Es k�nnte
sein, dass die einzige M�glichkeit diejenige ist, dass man die
Grenze zu �gypten nach Osten verlegt und den Pal�stinensern
dann �gyptisches Gebiet gibt, das an den Gazastreifen angrenzt.
Aber weder wir noch die Pal�stinenser wollten diese Idee mit
den �gyptern besprechen.�
Stimmt
es, dass Israel gem�� der neuen Karte etwa hundert Siedlungen
entwurzeln m�sste?
�Ich
wei� die exakte Zahl nicht. Aber wir sprachen �ber die
Entwurzelung von vielen Dutzenden Siedlungen. Nach meiner
Ansicht schlug die Karte auch darin fehl, unser eigenes Ziel,
dem Clinton zugestimmt hatte, zu erreichen � 80 % der Siedler
in souver�nem israelischen Gebiet.�
Akzeptierten
die Pal�stinenser diese Karte?
�Nein.
Sie pr�sentierten eine andere, die die drei sowieso schon
zusammengeschrumpften Siedlungsbl�cke v�llig zerfallen lie�,
und effektiv betrachtet erkl�rten sie das ganze Block-Konzept
als null und nichtig. Gem�� ihrer Landkarte w�ren nur ein
paar isolierte Siedlungen �brig geblieben und diese w�ren von
d�nnen F�den an schmalen Zugangsstra�en abh�ngig. Wir
stellten eine Kalkulation auf und diese zeigte, dass alles, was
sie uns geben wollten, 2,34 % waren.�
Sie
sagen, dass in dieser ganzen Zeit zwischen Juni und Januar, in
dieser Zeit, in der Sie bez�glich des Jordangrabens nachgaben
und die Idee des Gebietsaustausches akzeptierten und Jerusalem
teilten und den Tempelberg �bergaben � in dieser Zeit bestand
das gesamte Entgegenkommen der Pal�stinenser aus einem
Bruchteil von einem Prozentpunkt? Also, alles, was sie dem
Versprechen von 2 %, das sie Clinton zu Beginn gegeben hatten,
hinzuf�gten, waren 0,34 %?
�Es
ist schwer f�r mich, mit Ihnen zu diskutieren. Aber das ist
genau das, warum mich die Kritik, die wir von den Linken
bekamen, vor einem g�hnenden Loch stehen lie�. Ich verstand es
einfach nicht. Es ist wahr, dass sowohl Barak wie ich eine Art
�Au�enseiter� der Linken sind. Keiner von uns ist ein
gelernter �Friedensmacher�. Aber sehen Sie, wie weit wir
gekommen sind. Sagen Sie mir, was wir noch h�tten machen
sollen.�
Shlomo
Ben-Ami, Sie und Ehud Barak machten sich auf eine Reise auf ins
Innere der Erde, zum eigentlichen Mittelpunkt des Konflikts. Was
haben Sie dort gefunden?
�Ich
denke, wir fanden einige schwierige Dinge. Zuallererst
bez�glich Arafat. Wir entdeckten, dass er nicht die F�higkeit
besitzt, den israelischen Ansprechpartnern zu vermitteln, dass
das Machen von Zugest�ndnissen ein Ende hat. Seine Strategie
ist diejenige des Konflikts.�
Hei�t
das, dass er kein Partner ist?
�Arafat
ist der F�hrer der Pal�stinenser. Ich kann diese Tatsache
nicht �ndern; es ist ihr Desaster. Er ist seiner Wahrheit so
verbunden, dass er sie nicht gef�hrden kann. Aber seine
Wahrheit ist die Wahrheit des islamischen Ethos, des Ethos der
Fl�chtlinge und der Opferrolle. Diese Wahrheit erlaubt ihm
nicht, die Verhandlungen mit Israel zu beenden, bevor nicht
Israels Genick gebrochen ist. Unter diesem besonderen Aspekt ist
Arafat kein Partner. Schlimmer noch, Arafat ist eine
strategische Bedrohung; er gef�hrdet den Frieden im Nahen Osten
und in der ganzen Welt.�
Erkennt
er also noch immer nicht Israels Existenzrecht an?
�Arafats
Zugest�ndnis gegen�ber Israel, das er in Oslo gegeben hat, war
ein formales Zugest�ndnis. Moralisch und konzeptionell erkennt
er Israels Existenzrecht nicht an. Er akzeptiert die Idee von
zwei Staaten f�r zwei V�lker nicht. Er mag f�hig sein, eine
Art von partieller, tempor�rer �bereinstimmung mit uns zu
treffen �obwohl ich auch daran Zweifel hege- aber im tiefsten
Grund akzeptiert er uns nicht. Weder er noch die
pal�stinensische Nationalbewegung akzeptieren uns.�
Ihre
Kritik geht �ber Arafat pers�nlich hinaus und schlie�t auch
die pal�stinensische Nationalbewegung als ganzes ein?
�Ja.
Intellektuell betrachtet kann ich ihre Logik verstehen. Ich
verstehe, dass sie �unter ihrem Gesichtspunkt betrachtet- in
Oslo 78 % des historischen Pal�stina abgetreten haben, also
geh�rt der Rest ihnen. Ich verstehe, dass dieser Prozess �unter
ihrem Gesichtspunkt betrachtet- ein Prozess der Dekolonisierung
ist und deshalb wollen sie keine Kompromisse mit uns schlie�en,
so wie auch die B�rger des Kongo keinen Kompromiss mit Belgien
schlie�en w�rden.�
�Aber
nach allem bin ich nach achtmonatiger Verhandlung zu dem Schluss
gekommen, dass wir uns in einer Konfrontation mit einer
nationalen Bewegung befinden, die ernsthafte pathologische
Elemente besitzt. Sie ist eine sehr traurige Bewegung, eine sehr
tragische Bewegung, die in ihrem Kern keine M�glichkeit hat,
sich selbst positive Ziele zu setzen.�
�Am
Ende des Prozesses ist es unm�glich, nicht den Eindruck zu
formulieren, dass die Pal�stinenser eben keine L�sung m�chten
und dass sie Israel auf der Anklagebank haben wollen. Je mehr
sie einen eigenen Staat m�chten, desto mehr prangern sie
unseren Staat an. In ihrer tiefsten Bedeutung ist ihre
Grundhaltung eine negative.�
�Das
ist der Grund, weshalb sie im Gegensatz zum Zionismus nicht
f�hig sind, Kompromisse einzugehen: Sie haben n�mlich keine
Vorstellung von der Gesellschaft, die sie f�r die Zukunft
anstreben und f�r die es sich lohnt, Kompromisse zu schlie�en.
Deshalb ist der Prozess f�r sie nicht von Vers�hnung gepr�gt,
sondern von Rache und von dem Bestreben, ein Unrecht zu
beseitigen und unserer Existenz als j�dischen Staat ein Ende zu
setzen.�
�Sind
Sie w�hrend der Gespr�che zu dieser Schlussfolgerung gelangt?�
�Ich
glaube, das war eine Anh�ufung vieler Faktoren. Es gab mehrere
Vorkommnisse, aus denen ich geschlossen habe, dass die
Pal�stinenser die losen F�den nicht zusammenschn�ren wollen.
Dies erfolgte nicht auf Grund eines b�swilligen Gesamtplans,
sondern um die M�glichkeit offen zu lassen, dass jemand in
Zukunft das Ende
dieser F�den aufnimmt und versucht, dem j�dischen Staat die
Lebensader durchzutrennen.�
�Ich
kann mich an drei solche Momente erinnern. Der erste war bei
einem Gespr�ch mit Abu Mazen in Camp David. Jossi Ginosar und
ich gingen in der Nacht zu ihm. Wir sa�en auf seinem Bett und
er sprach in einem angenehmen und sanften Ton �ber die
Fl�chtlingsfrage. Je l�nger er jedoch sprach, desto mehr
verstand ich, dass es nicht m�glich ist, sich mit ihm �ber
eine Schlussformulierung oder eine endg�ltige Zahl zu einigen.
Man konnte von ihm keine klare Vorstellung dar�ber gewinnen, wo
das Ganze enden w�rde.�
�Einige
Monate sp�ter fand ein Gespr�ch mit Arafat
in Gaza statt, bei dem ich ihm erkl�rte, warum die
israelische Gesellschaft in ihrer Ablehnung des Rechtes auf
R�ckkehr vereint sei. Ich erwartete von ihm, dass er etwas zu
unserer Beruhigung und Erleichterung sagen w�rde, doch er zog
lediglich diesen bekannten Zeitungsausschnitt aus der Tasche, in
dem stand, dass 50% der Einwanderer aus Russland �berhaupt
keine Juden seien. Er versuchte nicht einmal, uns gegen�ber
irgendwelche Lippenbekenntnisse zu machen.�
�Doch
am schwersten war Arafats Reaktion auf Clintons Eckpunkte. Hier
waren wir wirklich an die Grenzen unserer M�glichkeiten
gesto�en und dies mit einer Regierung ohne parlamentarische
Mehrheit und ausreichende �ffentliche Unterst�tzung, mit der
Intifada im Hintergrund und einer ablehnenden Haltung von Seiten
der Armeef�hrung. In dieser Situation lag die einzige Chance
darin, dass ein pal�stinensischer F�hrer mit einer Vision
lautstark �ja� sagt und nicht stottert oder murmelt. H�tte
Arafat Ende Dezember ein klangvolles �Ja� gesprochen, h�tte
er die Regierung Barak und den Frieden gerettet.�
�Er
hat Euch ertrinken sehen und keinen Finger ger�hrt?�
�Er
hat gesehen, wie wir ertrinken, der Frieden untergeht und die
Zeit ausl�uft. In diesem Augenblick habe ich verstanden, dass
f�r ihn die Verhandlungen dann beendet sind, wenn Israel am
Boden liegt.�
�Das
hei�t, der kritische Test fand nicht in Camp David, sondern im
Zusammenhang mit den Eckpunkten von Clinton statt?�
�Nat�rlich.
Bis zu diesem Zeitpunkt konnte man behaupten, dass wir nicht
genug gegeben h�tten. Doch nachdem die Clinton-Eckpunkte
vorlagen und w�hrend der Verhandlungen in Taba waren es schon
100% des Gebietes. Und nur jemandem, der blind und taub ist,
konnte entgehen, dass Barak dabei war, die Wahlen zu verlieren.
Nur wer blind und taub ist, konnte nicht verstehen, dass wir an
einem Abgrund standen. Und trotz alledem haben sie sich nicht
bewegt. Auch in Taba haben sie sich nicht bewegt. Auf dem
Verhandlungstisch lag ein traumhafter Vorschlag, die
Pal�stinenser hatten es jedoch nicht eilig.
Ich
kann mich erinnern, dass ich in Taba auf sie blickte und in
ihren Gesichtern keinerlei tragische Regung erkennen konnte. Ich
bemerkte in ihren Augen keinen Ausdruck des Schmerzes wegen
einer verpassten Gelegenheit. F�r mich war das schlimm. Und
dieser Eindruck hat sich bei mir eingepr�gt. Das hat letzten
Endes dazu gef�hrt, dass ich meine Haltung revidiert und eine
neue Beurteilung der Lage vorgenommen habe.�
�Haben
Sie eine ideologische Wende vollzogen? Sind Sie infolge des
Scheiterns der Friedensverhandlungen zu rechten
Schlussfolgerungen gelangt?�
�Auf
gar keinen Fall. Ich glaube immer noch, dass wir nicht �ber ein
fremdes Volk herrschen k�nnen. Das hat nirgendwo funktioniert
und wird auch hier nicht funktionieren. Ich habe auch
hinsichtlich der Siedlungen meine Meinung nicht ge�ndert. Es
war eine Unversch�mtheit, nationale Energien in perspektivlose
Siedlungsaktivit�ten im Herzen einer arabischen Bev�lkerung zu
investieren. Auch heute glaube ich, dass die Gr�ndung eines
pal�stinensischen Staates eine moralische und politische
Notwendigkeit ist. Doch heute wei� ich, dass wir einen
Paradigmenwechsel vornehmen m�ssen. In einer gewissen Hinsicht
muss man von Neuem beginnen, die Linke aufzubauen. Wir sollten
nicht ignorieren, was sich uns offenbart hat: Die
pal�stinensischen und islamischen Positionen stellen unser
Existenzrecht in Frage. Und wir sollten mit dieser Kultur, die
uns dauernd zu immer mehr Zugest�ndnissen zwingt und in den
Selbstmord zu treiben droht, nicht fortfahren. Wir sollten
vielmehr an dem Punkt inne halten, den wir mit Clinton erreicht
haben, und versuchen, diese L�sung mit Hilfe der
internationalen Gemeinschaft umzusetzen. Und wir sollten nicht
weiter auf den j�dischen und israelischen Patriotismus
verzichten und verstehen, dass die Schuld nicht immer bei uns
liegt. Wir sollten sagen, das war�s, bis hierher und nicht
weiter. Wenn die andere Seite auch diese essentielle Komponente
unserer Existenz vernichten will, werde ich erst recht darauf
bestehen.�